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REZENSION/262: Loretta Napoleoni - Die Ökonomie des Terrors (SB)


Loretta Napoleoni


Die Ökonomie des Terrors

Auf den Spuren der Dollars hinter dem Terrorismus



Bedenkt man die Lobeshymnen, mit denen Loretta Napoleonis "Ökonomie des Terrors" seit seinem Erscheinen in der englischen Ausgabe 2003 international überhäuft worden ist, kann man nur den Kopf schütteln. Was sich hier als angeblich erste umfassende, "wirtschaftliche Analyse" des "Terrors" präsentiert, stellt sich bei näherer Betrachtung als scheinkritische Bejahung des antiislamischen und sogar antidemokratischen Kreuzzugs heraus, für den sich die Redenschreiber von US-Präsident George W. Bush nach dem völkerrechtlich illegalen Einfall angloamerikanischer Streitkräfte in den Irak die abstruse Formulierung "Vorwärtsstrategie der Freiheit" ausgedacht haben. Die Tatsache, daß vornehmlich linksliberale Kommentatoren soviel Gefallen an Napoleonis Buch gefunden haben, erinnert einen fatal an das frühere Motto "I want to believe" von Fox Mulder in der Science-Fiction-Serie "Die X-Akten". Offenbar können oder wollen privilegierte Elfenbeinturmbewohner wie Napoleoni und ihr Mentor, der weltberühmte MIT-Linguist Noam Chomsky, den sogenannten "Antiterrorkrieg", der letztendlich auf eine gewaltsame Rekolonialisierung der sogenannten Dritten Welt unter der Führung von Weltbank und IWF hinausläuft, nicht prinzipiell in Frage stellen, sondern begnügen sich damit, nach Art von US-Demokraten wie Madeleine Albright, Hillary Clinton und John Kerry lediglich an der Effektivität seiner bisherigen Ausführung herumzumäkeln - was gleichzeitig aber heißt, daß sie die reaktionäre Weltsicht neomachiavellistischer Ideologen beiderseits des Atlantiks übernommen haben.

Bei Napoleoni findet sich nicht der geringste Zweifel an der vor Widersprüchen und Lücken strotzenden offiziellen Theorie Washingtons hinsichtlich des Verlaufs und der Hintergründe der Flugzeuganschläge vom 11. September 2001. Im Gegenteil bildet dieses Ereignis den Ausgangspunkt sämtlicher im vorliegenden Buch präsentierter Überlegungen zum Thema des angeblich immer mehr um sich greifenden "transnationalen Terrorismus". Bezeichnend ist der Prolog, der den Untertitel "11. September: Ein ehemaliges Mitglied einer bewaffneten Gruppe über alten und neuen Terror" trägt. Hier berichtet Napoleoni ausführlich und in unerträglich pathetischem Tonfall von einem früheren Linksradikalen, der angesichts der damals live ausgestrahlten Bilder des Zusammensturzes der Zwillingstürme des New Yorker World Trade Center die Falschheit seines früheren Irrwegs erkannt haben soll und sich Vorwürfe macht, die von ihm und seinen Kampfgefährten in den siebziger und achtziger Jahren durchgeführten, militanten Aktionen gegen die Regierung in Rom hätten den Nährboden für den heutige "Terrorismus" globalen Ausmaßes geschaffen. Unterstrichen wird diese einseitige Geschichtsauslegung davon, daß Napoleoni, obwohl selbst Italienerin, niemals den Namen Gladio erwähnt und statt dessen die historisch verbürgte Tatsache unterschlägt, daß hinter den meisten "Terroranschlägen" der "bleiernen Jahre" in Italien die NATO und ihre Helfershelfer bei den Christdemokraten, in der Freimaurerloge P2 und bei der Mafia gesteckt haben.

Die Hauptargumentationslinie der London-School-of-Economics- Absolventin lautet, hätten einst die "Terrororganisationen" die Fußsoldaten für die früheren Stellvertreterkriege zwischen dem Westen und dem Warschauer Pakt gestellt, so hätten sie sich inzwischen ideologisch, ökonomisch und operativ selbständig gemacht und seien zu einer Art Frankenstein-Monster mutiert, das nun die Weltwirtschaft und damit die Menschheit ins Chaos zu stürzen drohe. Um diese Betrachtungsweise, die sich mit den manichäischen Szenarien unverbesserlicher Kalter Krieger und notorischer Apologeten des westlichen Zivilisationsauftrags wie Bernard Lewis, Thomas Friedman, Laurie Mylroie und Claire Sterling deckt, aufrechtzuerhalten, muß Napoleoni wichtige Fakten aus ihrer Erzählung auslassen. Ein paar frappante Beispiele mögen die Richtigkeit dieses Vorwurfs belegen.

Ausführlich geht Napoleoni auf die Ereignisse der siebziger Jahre ein, als der Grundstein für das, was man heute den "internationalen Terrorismus" nennt, gelegt worden sein soll. Die Autorin skizziert unter anderem den Fall der beiden Ex-CIA-Männer Frank Terpil und Ed Wilson und schreibt: "Mit Kenntnissen terroristischer Methoden Geld zu machen - und zwar beträchtliche Summen - stellt eine Verlockung dar, der auch Westler nicht widerstehen können." (S. 113) Terpil und Wilson haben in der zweiten Hälfte der siebziger Jahre riesige Mengen Plastiksprengstoff an Tripolis verkauft und auch zehn ehemalige Green Berets nach Libyen geholt, damit diese dort "Terroristen" aus aller Welt ausbildeten. Nachdem dies bekannt wurde, galt das dynamische Duo als "gefährlichste Männer der Welt", schließlich genoß damals der libysche Revolutionsführer Muammar Gaddhafi in den USA dank hysterischer Anfeindungen seitens der Regierung in Washington und der amerikanischen Presse einen Ruf, der heute nur mit dem von Osama Bin Laden zu vergleichen wäre.

1980 wurde gegen die beiden zwielichtigen Ex-CIA-Agenten Anklage erhoben. Nach einem ersten Prozeß, bei dem sie vom Vorwurf des illegalen Sprengstoffexports freigesprochen wurden, floh Wilson nach Libyen und Terpil in die libanesische Hauptstadt Beirut, wo er 1982 auf der Seite der Palästinenser gegen die israelische Invasionsarmee gekämpft haben soll. Später ließ sich Terpil in Kuba nieder, wo er heute noch, unbehelligt von der amerikanischen Justiz, lebt. Wilson dagegen wurde im Juni 1982 in die Dominikanische Republik gelockt, in die USA entführt und den dortigen Ermittlungsbehörden überstellt. Im selben Jahr hat ein Bundesgericht in Virginia Wilson schuldig gesprochen, ohne Genehmigung Schußwaffen nach Libyen exportiert zu haben, und ihn zu 10 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt. 1983 wurde er von einem Bundesgericht in Texas wegen des Exports von 50.000 elektronischen Zeitzündern und 20 Tonnen C4 - vergleichbar einer ganzen Jahresproduktion der USA - zu 17 Jahren Gefängnis verurteilt. Später hat ein Bundesgericht in New York Wilson wegen versuchten Mordes, krimineller Anwerbung, Justizbehinderung und Einschüchterung von Zeugen zu weiteren 25 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.

Dies alles wird von Napoleoni behandelt. Was in ihrem Buch jedoch vollkommen fehlt, ist der Hinweis, daß 2003 ein Bundesgericht in Houston, Texas, das Urteil gegen Wilson aufgehoben hat, nachdem es dessen Anwalt gelungen war, den Nachweis zu erbringen, daß die "Terrorgeschäfte" seines Mandanten und seines Freunds Terpil, wie früher behauptet, sehr wohl im Auftrag der CIA abgewickelt worden waren. In dem Urteil hieß es, beim ursprünglichen Prozeß habe die Staatsanwaltschaft gewußt, daß Wilson nach seinem offiziellen Ausscheiden aus der CIA weiterhin enge persönliche und berufliche Verbindungen zur Spitze des US-Auslandsgeheimdienstes - speziell zu Operationschef Ted Shackley und dessen persönlichen Assistenten Thomas Clines - pflegte, und habe trotzdem dem Gericht eine eidesstattliche Erklärung von Charles Briggs, zu jenem Zeitpunkt Shackleys Nachfolger, vorgelegt, in der dieser das glatte Gegenteil behauptete. Laut Briggs hatte die CIA ihren früheren Mitarbeiter Wilson nach dessen Ausscheiden "weder direkt noch indirekt um irgendwelche Dienste gebeten".

In ihrem vernichtenden Urteil vor zwei Jahren hat die Bundesrichterin Lynn Hughes Briggs' damalige Aussage unumwunden eine "unehrliche Mitteilung aus dem CIA-Bunker" in Langley genannt. Die Staatsanwaltschaft, stellte sie fest, habe 1983 "das Gericht absichtlich getäuscht". Hätten die damaligen Geschworenen die Wahrheit über die Kontakte Wilsons zur CIA-Führung erfahren, hätten sie ihn vermutlich freigesprochen. Den Umgang sowohl der CIA als auch der Staatsanwaltschaft mit Wilson bezeichnete Hughes als ein hinterhältiges "Doppelspiel mit einem informellen Teilzeit- Regierungsagenten". Das Fazit der Richterin zum ursprünglichen Wilson- Verfahren in Texas hätte für den Rechtsstaat USA peinlicher nicht ausfallen können:

Man müßte sich schon größte Mühe geben, in der amerikanischen Justizgeschichte einen fundamental noch unfaireren Prozeß zu finden, als einen, in dem mit der ausdrücklichen Billigung der Vorgesetzten in Washington die Behörden Beweismaterial erfinden, das ein Regierungsbeamter unter Eid bezeugt und das der Staatsanwalt dem Gericht vorlegt.

Man könnte nun einwenden, der Wilson-Berufungsprozeß sei 2003 zu Ende gegangen, als das Buch Napoleonis bereits in den Buchläden auslag. Das stimmt. Aber hätte man für die deutsche Ausgabe die Angaben zur Episode Wilson-Terpil nicht korrigieren müssen? Unerwähnt bleibt bei Napoleoni jedenfalls die Tatsache, daß die Affäre um die dubiose Libyen-Connection damals dermaßen hohe Wellen schlug, daß 1979 Präsident Jimmy Carters Director of Central Intelligence (DCI), Admiral Stansfield Turner, den legendären Theodore "Ted" Shackley, der damals der für verdeckte Operationen zuständige Stellvertretende CIA-Direktor war, zum Rücktritt zwingen mußte.

Der Ende 2002 verstorbene Shackley, der im Laufe seiner langen Karriere bei der "Firma" unter anderem an den Attentatsplänen gegen Fidel Castro, an dem berüchtigten Hinrichtungsprogramm "Phoenix" während des Vietnamkriegs und dem Sturz Salvador Allendes 1973 in Chile beteiligt war sowie viele illegale Operationen über den Drogenschmuggel im großen Stil finanzieren ließ, stand im Verdacht, bei den Geschäften Terpils und Wilsons mit Gaddhafis Libyen Pate gestanden zu haben. In Shackleys eigenem Buch "The Third Option" [1] wird nahegelegt, daß in einem Guerillakrieg beziehungsweise bei einer Aufstandsbekämpfung oder einer Auseindersetzung mit oder zwischen "Terroristen" häufig die Bewaffnung beider Seiten der beste Weg ist, um Verlauf und Ausgang zu kontrollieren, die eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und daraus Profit zu schlagen. Interessanterweise hieß es in der Berichterstattung der renommierten, linken US-Politzeitschrift The Nation Anfang der achtziger Jahre über den brisanten Prozeß gegen Wilson und Terpil, letzterer habe im Auftrag der CIA den "Topterroristen" Ilych Ramírez Sanchez, alias "Carlos", alias "der Schakal", persönlich ausgebildet - worüber Napoleoni ebenfalls kein Wort verliert.

Im zweiten Fall gibt es jedenfalls keine Entschuldigung für das Übersehen von Fakten, die nicht in das einfach gestrickte Schema Napoleonis - Terrorismus/Organisiertes Verbrechen/Chaos auf der einen Seite, staatliche Gewalt/wirtschaftliche Transparenz/Ordnung auf der anderen - passen. Es geht hier um einen Attentatsversuch von 1996 auf Muammar Gaddhafi. Bekanntlich soll der britische Auslandsgeheimdienst MI6 für 100.000 Pfund die islamische Kampfgruppe (IFG), auch al- Mukatila genannt und die mit Duldung der Regierung in London von Großbritannien aus operierende, größte islamistische Exilgruppierung Libyens, für den Anschlag angeheuert haben, der mehreren Angreifern, Leibwächtern Gaddhafis und unschuldigen Zivilisten das Leben kosten sollte. Der mißglückte "Terroranschlag", der im Mittelpunkt der langjährigen Affäre um den MI5-Renegaten David Shayler stand, ist im Enthüllungsbuch "Die verbotene Wahrheit - Die Verstrickungen der USA mit Osama bin Laden" von Jean-Charles Brisard und Guillaume Dasquié (Pendo Verlag, Zürich 2002) ausführlich behandelt worden.

Damals mutmaßten die beiden Franzosen, die entlarvende, nicht zu bestreitende Tatsache eines im Auftrag Großbritanniens von den Kumpanen Bin Ladens in der Nähe der Stadt Sirtre durchgeführten Attentatsversuchs auf Gaddhafi wäre der Grund, warum Interpol bis dahin nicht den internationalen Haftbefehl gegen den saudischen Exilanten veröffentlicht hatte. Vielleicht ist diese peinliche Tatsache auch der Grund, warum Napoleoni, die sich ansonsten auf die Arbeit Brisards und Dasquiés bezieht, auf Seite 243 plötzlich behauptet, "das Vorhaben" wäre "nicht ausgeführt worden", und mit folgendem haarsträubendem Satz die früheren, von London finanzierten Umtriebe des Al-Kaida-"Netzwerkes" in Libyen als Beweis dafür nimmt, wie sehr man bis zum 11. September 2001 die "islamistische Bedrohung" unterschätzt hätte:

Die außergewöhnliche Partnerschaft zwischen dem MI5 und al-Mukatila zeigt, wie wenig Beachtung der Westen bestimmten Vorgängen schenkte und wie selbstgefällig er sich gab.

Selbstgefällig zeigt sich auch Napoleoni bei der Einbindung des 11. September in ihre Analyse der "wirtschaftlichen Kräfte hinter der islamistischen Kolonisation". Dazu schreibt sie unter Verweis auf den Londoner Guardian und die Washington Post:

Manche Länder setzen sich intensiver für die islamistische Sache ein als andere. Zum Beispiel war Dubai mit Abstand das wichtigste finanzielle Einfallstor für das Taliban-Regime und für bin Ladens Netzwerk. Abgesehen davon, dass Dubai zu den Bankplätzen im Nahen Osten gehört, wo die Regeln besonders lasch gehandhabt werden, zählt es neben Saudi-Arabien und Pakistan zu den einzigen Ländern, die die Taliban als Herrscher über Afghanistan anerkannten. Nach Angaben von US-Ermittlern floss ein Teil des Geldes, das zur Finanzierung des 11. September genutzt wurde, über Dubai. Mohammed Atta, der Anführer der Flugzeugentführer, erhielt von hier eine Überweisung von 100.000 US-Dollar. (S. 208)

Unerwähnt läßt Napoleoni in diesem dritten Beispiel die zahlreichen Hinweise, wonach besagte 100.000 Dollar aus Dubai vom britischen "Terrorhelfer" Sayeed Omar Scheich im Auftrag des damaligen, pakistanischen Geheimdienstchefs Generalleutnant Mahmud Ahmed überwiesen wurden. Mit dem Geld soll Atta den Aufenthalt in den USA und den Flugunterricht für sich selbst und einige seiner Mitverschwörer bezahlt haben. Kurz vor dem 11. September 2001 überwies Atta 25.000 Dollar über eine Bank in Dubai an Omar Scheich zurück - eine Transaktion, die das FBI ebenfalls offiziell bestätigt hat. Kurz bevor diese Verbindungen bekannt wurden, trat Ahmed am 8. Oktober 2001 überraschend als pakistanischer Geheimdienstchef zurück. Zwei Tage später machte die höchstseriöse Times of India die nachgewiesenen Finanzverbindungen zwischen Atta und dem ISI publik.

Interessant an der Geschichte von Generalleutnant Ahmed ist zudem die Tatsache, daß er in den Tagen vor und nach den Flugzeuganschlägen zu Gesprächen mit führenden Vertretern des US-Sicherheitsapparats - der CIA, des Kongresses, des Nationalen Sicherheitsrats und des Pentagons - in Washington weilte. Am schicksalhaften Morgen des 11. September 2001 frühstückte Ahmed ausgerechnet zusammen mit den beiden damaligen Vorsitzenden der Geheimdienstausschüsse von Senat und Repräsentantenhaus, Bob Graham und Porter Goss. Graham und der heutige CIA-Chef Goss sollten später den Vorsitz der Untersuchungskommission des gemeinsamen Geheimdienstausschusses von Repräsentantenhaus und Senat zum 11. September innehaben. Doch bislang haben die großen Medien wenig Neigung gezeigt, dieser nicht zu übersehenden Spur einer Verwicklung der CIA-Freunde vom pakistanischen Schwesterdienst in die Flugzeuganschläge nachzugehen.

Jemand, der es vielleicht doch versucht hat, war Daniel Pearl. Der Reporter des Wall Street Journal wurde Ende 2001, Anfang 2002 in Pakistan entführt und geköpft, nachdem er - um die Worte des pakistanischen Diktators General Pervez Musharraf zu gebrauchen - seine Nase zu sehr in Angelegenheiten gesteckt hatte, die ihn nichts angingen. Von dem allen ist bei Napoleoni nichts zu finden. Obwohl nach Angaben des FBI kein geringerer als der inzwischen angeblich im US-Gewahrsam befindliche Chalid Scheich Mohammed, der mutmaßliche Chefplaner der Flugzeuganschläge, Pearl die Kehle durchgeschnitten haben soll, schreibt Napoleoni verharmlosend, der WSJ-Journalist habe für eine Geschichte über die "Ökonomie des Schmuggels" im afghanisch- pakistanischen Grenzland recherchiert, als er entführt wurde.

Allein diese drei Komplexe - die Libyen-Geschäfte des CIA-Paars Terpil & Wilson, die Zusammenarbeit des MI6 mit "Al Kaida" im Kampf gegen Gaddhafi, die Finanzierung des 11. Septembers durch den pakistanischen Geheimdienst ISI - machen mehr als deutlich, daß Napoleonis These von der sich längst verselbständigten, terroristischen Parallelgesellschaft in der "globalisierten Welt" des 21. Jahrhunderts blanker Unsinn ist. Rebellenorganisationen hat es genauso wie Söldnertruppen seit eh und je gegeben. Die heutigen Exemplare alle in einen Topf zu werfen und sie zur größten Bedrohung der Staatenwelt aufzubauschen, während man gleichzeitig technokratische Modeformulierungen wie "Schwache Staaten - Brutstätten des Terrors" am laufenden Band produziert, zeugt nicht gerade von Einfallsreichtum oder besonderer analytischer Schärfe. Dafür hätte sich Napoleoni mit der "Ökonomie des Terrors" für den Posten der Antiterrorreferentin bei der Weltbank unter dem Vorsitz des ehemaligen Stellvertretenden US-Verteidigungsministers Paul Wolfowitz bestens empfohlen. So abwegig ist diese Überlegung sicherlich nicht.

- 18. Mai 2005

Fußnote: [1] Theodore Shackley, The Third Option: An Expert's Provocative Report on an American View of Counterinsurgency Operations, New York, Dell Publishing, 1981.


Loretta Napoleoni
Die Ökonomie des Terrors
Auf den Spuren der Dollars hinter dem Terrorismus
Zweitausendeins, Frankfurt am Main 2005
445 Seiten
ISBN 3-86150-720-X