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REZENSION/107: Langenscheidt - Englisch · Typische Fehler vermeiden (SB)


Dr. Sonia Brough und Carolyn Wittmann


Englisch - Typische Fehler vermeiden

Ein unterhaltsamer Ratgeber zur richtigen Wortwahl



Es sieht aus wie ein typisches Schulbuch", war der vernichtende Kommentar einer durch den klassischen Schulunterricht zweifellos englisch- geschädigten Freundin, die es nach einem flüchtigen Blick ins Innere weit von sich schob. - "Das ist alles eine Frage der Verwendung", meldete sich sofort ein vehementer Vertreter der Jede-freie-Sekunde-zum-Lernen-nutzen Partei, "für mich ist es durchaus unterhaltsam, ein wenig darin zu blättern, die Cartoons zu betrachten, und schließlich ist die Neugier so groß, daß ich irgend etwas genauer wissen will ... und schon bin ich wieder etwas schlauer...".

Die schlichte Aufmachung des kleinen "Ratgebers zur richtigen Wortwahl" täuscht durchaus über Inhalt und Unterhaltungswert hinweg. Doch es wäre sehr schade, würde man sich davon abschrecken lassen. Denn gerade schulgeschädigte, die jahrelang ohne Freude an der Sprache und Sinn für den Zusammenhang hängend und würgend englische Vokabeln pauken mußten, ziehen im Ernstfall dann doch die falsche Schublade und wären auf etwas Nachhilfe angewiesen.

Daß die Autorinnen durchaus richtig lagen, für die - wie sie sagen - "verflixten deutschen Wörter, die im Englischen zwei, drei, vier oder noch mehr Entsprechungen haben", mit denen man auch als englisch-versierter Deutscher schnell ins Fettnäpfchen treten kann, ein durchstrukturiertes von A-Z gegliedertes Buch zu schaffen, zeigt allein der Umstand, daß es in diesem Jahr zum dritten Mal neu aufgelegt wird.

Es ist nicht nur tatsächlich als Lernhilfe zum "Durcharbeiten" zu empfehlen, um die tägliche Vokabelarbeit durch die hier ausgewählten Stichwortgruppierungen vielleicht etwas sinnvoller zu gestalten und im englischen Sprachgebrauch sicherer zu werden, sondern durch die alphabetische Gliederung nach deutschen Begriffen (von "aufstehen" bis "Zuschauer") und seine kompakte unspektakuläre Form läßt es sich auch gut auf Reisen mitführen, so daß man in Zweifelsfällen zumindest die peinlichsten Fehltritte vermeiden kann.

Doch das nur nebenbei. Autoren und Verlag raten im Vorwort durchaus zur Arbeit mit dem Buch, allerdings nicht zum sturen Lernen, sondern zur häufigeren Beschäftigung in kleinen Portionen. Das fällt durch die ansprechende Aufbereitung mit kleinen witzigen Geschichten, vielen Bildern und teilweise erheiternden Beispielsätzen auch nicht so schwer. Und worüber läßt sich besser lachen, als über die eigenen Fehler, um die man gerade noch einmal herumgekommen ist?

Da beim Sprachenlernen in der "Wiederholung" der Schlüssel zum Erfolg liegt, ist sinnigerweise der Ratgeber als Kombipack mit begleitender Audiokassette konzipiert, auf der weitere Hörbeispiele in britisch korrekter Aussprache zu hören oder üben sind und die sich übrigens auch sehr gut ohne das Buch z.B. als unterhaltsamer Begleiter auf langen Auto- oder Bahnfahrten eignet. Wie im Buch beginnt jedes deutsche Stichwort, das neben seinen möglichen englischen Übersetzungen moderat ausgesprochen wird, mit einer kleinen Anekdote, die man auch im Buch nachlesen kann. Leider wurden nicht alle Stichwortkapitel beim Erstellen der Hörversion berücksichtigt.

Möglicherweise wird sich der eine oder andere über das authentisch perfekte R.P. (received pronunciation) Englisch und die Eloquenz des deutschen Helmut wundern, der durch die Geschichten des Buches führt und durch seine Tolpatschigkeit oft haarscharf daneben liegt. Allerdings sind ihm sonst eine ganze Reihe von Redewendungen geläufig, die eigentlich nur versierte Insider und Briten wissen dürften und die den Geschichten gerade noch die rechte Würze verleihen. Man darf nicht vergessen, daß es sich bei dem Ratgeber letztlich um ein Kunstprodukt handelt, das offenbar so wenig aufgesetzt wirkt, daß einem solche Kleinigkeiten schon als störend auffallen können.

"Auslassungsbeispiele", in denen der Hörer vorgegebene englische Begriffe in vorgesprochene (-geschriebene) Sätze einfügen kann, bilden den Abschluß jedes Stichwortkapitels in der Buch- wie Hörversion. Mir gefiel besonders gut, daß die Beispiele keineswegs identisch sind, so daß die Hörbeispiele eine wirkliche Ergänzung zum Buch darstellen.

Das Hörprogramm hält sich nicht mit Erklärungen auf, auch die zum Teil sehr witzigen Pointen der kleinen Anfangsgeschichten werden hier nur sehr schön vorgelesen, aber nicht erklärt. Dafür muß man dann doch noch einmal ins Buch schauen, denn dort wird vor den Übungen eine sehr detaillierte Erklärung gegeben und auch auf "Fettnäpfchen" und Eselsbrücken hingewiesen.

Schade ist eigentlich nur, daß es überhaupt eines solchen Buches bedarf und der Englischunterricht an deutschen Schulen oder Volkshochschulen den englischen Sprachgebrauch nicht so selbstverständlich werden läßt, daß man typisch deutsche Fehler speziell abtrainieren muß. Wer selbst Freude an der Sprache hat, häufiger englischsprachige Sendungen (z.B. des BBC) hört oder gar englische Autoren im Original konsumiert, letztlich also seinen englischen Wortschatz wie die eigene Muttersprache durch Hören, Lesen und Sprechen vergrößert, wird vermutlich vor Ehrfurcht erschaudern, wie viele Fehler man überhaupt machen kann, dann aber bei den Beispielsätzen automatisch das Richtige einfügen. Doch wer für diesen "natürlichen" Weg des Lernens keine Zeit hat, und wer hat das heute noch, für den ist der komprimierte Ratgeber + Audiokassette genau das richtige Kurzprogramm, ohne sich den Spaß an der Sprache selbst zu verderben.


Dr. Sonia Brough und Carolyn Wittmann
Englisch - Typische Fehler vermeiden
Ein unterhaltsamer Ratgeber zur richtigen Wortwahl
Langenscheidt KG, Berlin und München 1991, 1995, 2001
Buch mit Audio-Kassette, 159 Seiten, DM 19,90
ISBN 3-468-29901-X