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BUCHBESPRECHUNG/153: E. U. von Weizsäcker u.a., "Wir sind dran. Club of Rome: Der große Bericht" (Sachbuch) (Klaus Ludwig Helf)


Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman u.a.
"Wir sind dran. Club of Rome: Der große Bericht"

Klaus Ludwig Helf, Juni 2018


Aus Anlass des 50-jährigen Bestehens des Club of Rome 2018 haben dessen Co-präsidenten Ernst Ulrich von Weizsäcker und Anders Wiegmann zusammen mit 32 weiteren Mitgliedern einen Bericht erstellt, der in der Tradition des ersten Berichtes über die Grenzen des Wachstums von 1972 steht.

Der Band gliedert sich in drei Teile: Teil 1 des Buches ist eine Diagnose der nichtnachhaltigen Zeit-Trends. In Teil 2 analysieren die Autoren die philosophische Krise unserer Zivilisation und fordern eine neue Aufklärung: "Sie sollte statt Doktrinen die Tugend der Balance betonen, z.B. die Balance zwischen Mensch und Natur, Kurzfrist und Langfrist oder öffentlichen und privaten Gütern" (S. 18). Dieser Teil wird von den Autoren selbst als "der revolutionärste Teil des Berichts" eingeschätzt. Im Teil 3 werden erfolgreiche Projekte vorgestellt. Am Schluss lädt der Band Leserinnen und Leser ein, sich selbst für die Transformation zu einer nachhaltigen Welt einzusetzen. Ein ausführliches Register erleichtert das Auffinden von Personen und Projekten. Während die Teile I und II beschreibend historisch und analytisch ausgelegt sind (mit Ausnahme von Kapitel 2.10), ist Teil III handlungsorientiert unter dem Motto: "Eine spannende Reise zur Nachhaltigkeit". Hier werden eine Vielzahl von Erfolgsgeschichten - oft lokaler oder regionaler Natur - dargestellt und analysiert. Sie zeigen, dass man hinsichtlich der Zukunft unseres Planeten nicht zwangsläufig resignieren müsse, sondern dass Grund zum Optimismus bestehe. Gleichwohl stellen die Autoren klar, dass lokale oder regionale Erfolge sich nicht ohne weiteres auf überregionale Ebenen übertragen lassen: "Wir Menschen sind das Ergebnis von zwei Milliarden Jahren Evolutionsgeschichte. Entsprechend sollten wir uns auch verhalten. Außerdem stimmt es einfach nicht, dass man nichts ändern kann. Es gibt einen Weg in eine bessere Zukunft. Es ist die Verpflichtung von uns allen zu versuchen, diese bessere Welt zu schaffen" (S. 194/195). Es sei möglich, dass die Menschheit den Zusammenbruch vermeiden kann. Dazu sei eine neue Stoßrichtung, ein neues Narrativ oder besser eine neue Aufklärung («Aufklärung 2.0«) notwendig, die die Defizite der analytischen Philosophie, der Selbstsucht, des Individualismus und des Europazentrismus überwindet und international, wachtstumskritisch und ressourcenschonend ausgerichtet ist: "Komplementarität und Balance sowie die Weisheit der Synergien zwischen Gegensätzen sollten Meilensteine auf dem Weg zu einer neuen Aufklärung sein" (S. 186). Eine «gesunde« Zivilgesellschaft könne durchaus auch als Leistungsgesellschaft organisiert werden mit einem öffentlich garantierten System von Gleichheit und Gerechtigkeit und im Rahmen eines nachhaltigen, ressourcenschützenden «Naturkapitalismus«.

Der vorliegende Band ist eine wahre Fundgrube für die Ausarbeitung einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Gesellschaftsstrategie, nicht immer einfach zu lesen, aber voller Ideen und optimistischem Elan.



Ernst Ulrich von Weizsäcker, Anders Wijkman u.a.
Wir sind dran. Club of Rome: Der große Bericht
Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2017
400 Seiten
24,99 Euro

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Quelle:
© 2018 by Klaus Ludwig Helf
Mit freundlicher Genehmigung des Autors


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2018

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