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MESSE/451: Leipziger Buchmesse 2012 - Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus (Leipziger Messe)


Leipziger Messe GmbH - LEIPZIGER BUCHMESSE (15. bis 18. März 2012)
Pressemitteilung vom 20. Februar 2012

Schillernd, vielfältig und reich: "tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus"

Neuer Programmschwerpunkt der Leipziger Buchmesse


Prosa und Lyrik, Gesellschaftspolitik und Fußball, Diktatur und Demokratie - die Literaturszenen in Polen, der Ukraine und Belarus versprechen neue Namen, spannende Themen und bewegende Geschichten. Zur Leipziger Buchmesse präsentieren vom 15. bis 18. März junge Wilde und preisgekrönte Routiniers erstmals den Programmschwerpunkt "tranzyt. Literatur aus Polen, der Ukraine und Belarus". "Mit 'tranzyt' wollen wir gemeinsam mit unseren Partnern den Blick auf diese weitgehend unbekannten Literatur-Landschaften schärfen", erklärt Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse. "Gerade über literarische Texte erhalten die Leser ein differenziertes Bild der verschiedenen Kulturen."

Wie gehen Schriftsteller mit den historischen Ereignissen und den teils dramatischen, politischen Entwicklungen um? Welche Aufgaben kommen Autoren und Künstlern in der Diskussion über die Zivilgesellschaften gegen einen alles beherrschenden Staat zu? Wie können die Künstler als Kreative jenseits der jeweiligen Landespolitik wahrgenommen werden? Unterscheiden sich Prosa oder Lyrik aus diesen drei Ländern voneinander oder vom Rest der Welt?

In 20 Veranstaltungen des Programmschwerpunktes "tranzyt" geben 32 Autoren aus Polen, der Ukraine und Belarus Antworten auf diese Fragen. Von den "tranzyt"-Gästen haben einige bereits auf Deutsch publiziert. Hierzu gehören Joanna Bator, Sylwia Chutnik, Piotr Siemion und Andrzej Stasiuk aus Polen sowie Swetlana Alexijewitsch und Alhierd Bacharewitsch aus Belarus. Deutsche Ausgaben gibt es zudem bereits von den ukrainischen Autoren Juri Andruchowytsch, Andrej Kurkow, Natalka Sniadanko, Oksana Zabuzhko und Serhij Zhadan.

Kurator des Programmschwerpunktes ist Martin Pollack, Experte für Geschichte und Literatur Mittel- und Osteuropas, Autor, Übersetzer und Träger des Leipziger Buchpreises zur Europäischen Verständigung 2011. "Brilliant, bedeutend und beeindruckend sind die literarischen Landschaften Polens, der Ukraine und Belarus", verspricht Pollack. "Sie verdienen es, von einem großen Publikum entdeckt zu werden. Die teils bestürzenden politischen Entwicklungen sollten unsere Neugier auf neue Themen, Zusammenhänge und Wechselwirkungen von Geschichte, Politik und Kultur noch erhöhen." "tranzyt" ist ein Projekt der Leipziger Buchmesse, der Robert Bosch Stiftung und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit in Kooperation mit der Rinat Ahmetov Stiftung "Rozvytok Ukrajiny", der Allianz Kulturstiftung, dem Lviver Verlegerforum und dem Polnischen Institut Berlin, Filiale Leipzig. Koordiniert wird das Programm von der Kulturmanagerin Kateryna Stetsevych.

Fußball und Politik - eine runde Sache?

Politik und Fußball sind vielfältig verknüpft - nicht nur in Polen und der Ukraine. Aber 2012 liegt die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit ganz besonders auf den gastgebenden Ländern der Fußball-Europameisterschaft. Anlässlich der EM haben sich elf Autorinnen aus der Ukraine auf die Suche nach einem Fußball gemacht. Was dabei herausgekommen ist, erfahren die Zuschauer der Veranstaltung "Wodka für den Torwart". Unter dem Titel "Freistoß. Fußball und Gesellschaft in Polen, der Ukraine und Belarus" geht "tranzyt" der Frage nach, wie sich der Fußball und das Turnier auf die politischen und kulturellen Entwicklungen dieser Länder auswirken.

Lyrik bei Tag und Nacht

Poetische Tage und Nächte warten auf Lyrikfans. Bei Tage stellt sich das "Internationale Poesiefestival Meridian Czernowitz" in Leipzig vor. In mehreren Veranstaltungen lesen Lyrik-Stars und Newcomer. Am Nachmittag des ersten Messetages steht zeitgenössische Lyrik aus Polen, der Ukraine und Belarus auf dem Programm. Die Teilnehmer debattieren, was die neue lyrische Richtung in diesen drei Ländern auszeichnet. Die tranzyt-Nacht auf der Leipziger Theaterbühne Skala vereint Slam-Poetry und Musik aus Polen, der Ukraine und Belarus.

Spannend sind nicht nur die Literaturen aus den drei Ländern sondern auch die Literaturzeitschriften und -portale. In Leipzig stellen sich die Zeitschrift des Vereins translit e.V., die deutsch-polnisch-ukrainische Zeitschrift "RADAR" und das Webportal literabel.de für belarussische Gegenwartsliteratur vor.

Vielfältige Literaturen - vielfältige Buchmärkte

"Polen, Belarus und die Ukraine stehen für unterschiedliche politische Systeme", erläutert Oliver Zille. "Ebenso verschieden haben sich die Buchmärkte der einzelnen Länder entwickelt und so sind auch die statistischen Gegebenheiten zu unterschiedlich, um eine wirkliche Vergleichbarkeit der bekannten Daten und Fakten herzustellen."

Polen verfügt über den größten Buchmarkt innerhalb des Programmschwerpunktes. Die gut 38 Millionen Einwohner sorgten 2010 für einen Umsatz von 736 Millionen Euro im Buchmarkt(1). Der Deutsche Buchexport nach Polen lag 2010 bei 19,79 Millionen Euro(1). Im Jahr 2009 wurden 24.380 Bücher veröffentlicht davon 13.430 Neuerscheinungen (2). 26 Prozent der publizierten Titel sind Übersetzungen. Die 200 größten Verlage verzeichneten 98 Prozent des Umsatzvolumens(2).

Polen verzeichnet insgesamt 3.000 Buchhandlungen und 31.100 Unternehmen im Verlagswesen(2). Zu den wichtigsten Vertriebswegen zählen der Buchhandel/Buchketten, Supermärkte/Warenhäuser, Direktverkauf/Buchklubs und das Internet(2). Polen gehört seit 1995 zur weltweiten Spitzengruppe der Lizenzkäufer deutscher Titel(3). Die Hälfte der Lizenzen entfallen auf Belletristik. Eine Studie aus dem Herbst 2012 der Arbeitsstelle für Leseforschung der Nationalbibliothek(4) ergab, dass 46 Prozent der polnischen Bücherfans gern Übersetzungen fremdsprachiger Literatur lesen, darunter zahlreiche Neuübersetzungen deutscher Klassiker des 20. Jahrhunderts wie Fallada, Remarque oder Rilke. Die Zahl der regelmäßigen Leser liegt stabil bei 12 Prozent der Bevölkerung. Besonders beliebt beim Publikum sind Thriller, Liebesromane und Reportagen. E-Books und E-Reader erfreuen sich vor allem bei jungen Polen großer Beliebtheit.

Belarus stellt mit 9,5 Millionen Einwohnern das bevölkerungsärmste Land des Programmschwerpunktes. 2010 erschienen 10.774 Titel mit einer Gesamtauflage von 42 Millionen Stück. Das Verlagswesen vereint 837 Unternehmen, von denen etwa 100 marktentscheidend sind(5).

Zwei Drittel der Bevölkerung bekennt sich zum Lesegenuss, während ein Drittel keine Bücher zur Hand nimmt. Weißrussisch ist die Amtssprache in Belarus. Etwa 75 Prozent der Bevölkerung nutzt im Alltag das Russische. Der Mehrheit der Publikationen erscheint daher in dieser Sprache. Nur etwa ein Drittel wird auf Weißrussisch veröffentlicht. Immerhin 13,3 Prozent der Einwohner können nicht auf Weißrussisch lesen und 62 Prozent zeigen an weißrussischer Literatur nur wenig Interesse. Hoch im Kurs steht hingegen zeitgenössische, ausländische Literatur insbesondere russische(5).

In der Ukraine leben rund 45 Millionen Einwohner. Die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung beherrscht sowohl die ukrainische als auch die russische Sprache. Offizielle Amtssprache ist nach der Unabhängigkeit 1991 das Ukrainische. Die russische Kultur und Literatur beeinflusst aber weiterhin die Gesellschaft. So wird der ukrainische Buchmarkt stark mit russischer Belletristik versorgt. Andererseits steigt die Nachfrage nach Büchern in der ukrainischen Sprache. Den Buchmarkt teilen sich 350 Verlage(6). Im letzten Jahr gaben 60 Prozent dieser Unternehmen ein Umsatzwachstum an. Im Jahr 2010 betrug die Gesamtauflage an Büchern und Broschüren knapp 34 Millionen Stück, davon erschienen knapp 17 Millionen auf Ukrainisch und gut 15 Millionen auf Russisch(7).

54 Prozent der Bevölkerung in der Ukraine lesen regelmäßig. Sie kauften zu 38 Prozent ukrainische und zu 60 Prozent russische Publikationen. Bücher auf Deutsch werden von 1,1 Prozent der Ukrainer erworben(8).

Insgesamt 2.780 Autoren und Mitwirkende in 2.600 Veranstaltungen kommen zu Europas größtem Lesefest "Leipzig liest" nach Leipzig. Das komplette Programm ist online unter www.leipzig-liest.de verfügbar. Wer viel unterwegs ist, kann die mobile Programm-Version unter www.leipzig-liest.de/mobil erreichen.

1 http://www.buchreport.de/analysen/die_wichtigsten_buchmaerkte/polen.htm
2 http://www.goethe.de/ins/pl/lp/kul/dup/lit/mar/pol/de6713239.htm
3 http://www.goethe.de/ins/pl/lp/kul/dup/lit/mar/pol/de5674600.htm
4 http://www.buchmesse.de/pdf/buchmesse/buchmarkt_belarus_d.pdf
5 http://marketing.by/main/market/analytics/0053952/
6 http://www.monitoring.com.ua/ru/coverage/press.html
7 Book Chamber of Ukraine, 2010
8 http://uabooks.info/en/book_market/analytics/?pid=1566

Leipziger Buchmesse im Internet:
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Quelle:
Pressemitteilung vom 20. Februar 2012
Herausgeber:
Leipziger Messe GmbH, Abteilung Presse
Messe-Allee 1, 04356 Leipzig
PF 10 07 20, 04007 Leipzig
Tel: +49 341 678-8186
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2012