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BIBLIOTHEK/496: Wertvolles Buch über Napoleons Garten wechselt Eigentümer (idw)


Freie Universität Berlin - 29.05.2012

Wertvolles Buch über Napoleons Garten wechselt Eigentümer: Botanisches Museum Berlin, 7.6.12, 11 h



Das Werk "Jardin de la Malmaison" von Etienne Pierre Ventenat von 1803/1804 hat außerordentliche Bedeutung in der bibliophilen Welt. Es wurde in einer Auflage von schätzungsweise 100 bis 200 Bänden hergestellt, kein Exemplar gleicht jedoch dem anderen. Das wohl wertvollste Exemplar der Auflage - der französische Kaiser Napoleon hielt es selbst in Händen - wechselt jetzt den Eigentümer und wird von der Deutschen Bank für einen symbolischen Kaufpreis an den Botanischen Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem übertragen. Der heute geschätzte Wert für dieses Exemplar liegt bei 150.000 Euro.

Nach feierlicher Überreichung wird das Buch für drei Monate täglich von 10 bis 18 Uhr im Botanischen Museum Berlin ausgestellt.


Jardin de la Malmaison

Das Werk porträtiert den Garten von Josephine, der ersten Ehefrau Napoleons und späteren Kaiserin Frankreichs. Der Garten des Schlosses Malmaison bei Paris wurde um 1800 von bedeutenden Gartenarchitekten zu einer der schönsten Anlagen dieser Art in Europa umgestaltet. Von den dort angepflanzten Raritäten wurden für die Kaiserin vom berühmten Blumenmaler Pierre-Joseph Redoute Porträts angefertigt und danach in Kupfer gestochen. Die ca. 120 Blumentafeln des Werkes zählen zu den Meisterstücken der botanischen Illustration. In deutschen öffentlichen Bibliotheken gibt es das vollständige Werk "Jardin de la Malmaison" nur weitere dreimal (jedoch in anderer Ausführung): Göttingen, Hamburg und Dresden.

Foto: © Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem

Vorderer Buchdeckel des Werkes "Jardin de la Malmaison". É.-P. Ventenat, Jardin de la Malmaison, Paris 1803-5. Vorderer Buchdeckel, im Zentrum das Wappen von Franz I., Kaiser von Österreich. Buchbindearbeit aus dem Atelier Bozerian Jeune in Paris
Foto: © Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem


Geschenk von Napoleon an seinen Schwiegervater

Das Exemplar im Botanischen Museum Berlin ist durch eine überaus einmalige und hochwertige Bindung gekennzeichnet, so dass es Experten zufolge das vermutlich wertvollste Exemplar der Auflage ist. Ein Stempel belegt, dass dieses Exemplar das persönliche Geschenk von Napoleon an seinen Schwiegervater, den österreichischen Kaiser Franz I., war und in seiner Privatbibliothek aufbewahrt wurde. Die österreichische Nationalbibliothek verkaufte 1949 Dubletten aus ihrem Bestand, womit dieses Exemplar in schweizerischen Privatbesitz, anschließend nach Holland und dann in den Handel gelangt.


Deutsche Bank fördert Universitätssammlung

Im Jahre 1987 wurde dem Botanischen Museum Berlin das hochpreisige "Jardin de la Malmaison" zum Kauf angeboten. Die schnelle Unterstützung der Deutschen Bank ermöglichte es damals, diese Rarität für die Wissenschaft und Öffentlichkeit zu sichern. Das Buch befand sich seitdem im Eigentum der Deutschen Bank und wurde als Dauerleihgabe in der Bibliothek des Botanischen Museums aufbewahrt. Das Werk wird jetzt in die öffentliche Universitätssammlung übertragen, deren Bestand zentral zugänglich, gut erschlossen und langfristig gesichert ist. Dr. Anke Sahlén, Deutsche Bank Berlin: "Das Botanische Museum Berlin ist der ideale Ort für diesen bibliophilen Schatz. Wir würden uns freuen, wenn künftig noch mehr Menschen das Buch "Jardin de la Malmaison" und das spannende Wissensgebiet der Botanik für sich entdecken."


Größte botanische Fachbibliothek Mitteleuropas

Die Bibliothek des Botanischen Gartens und Botanischen Museums Berlin-Dahlem ist die größte Sammlung botanischer Fachliteratur im deutschen Sprachraum und durch ein exzellentes Profil gekennzeichnet. Ihr Gesamtbestand beläuft sich auf 5,5 Kilometer botanisches Wissen (fast 200.000 Bände) und ist von unersetzlichem Wert. Die älteste Publikation der Sammlung stammt aus dem Jahre 1534. Die Bibliothek steht allen Interessierten offen, die beispielsweise Bestimmungsliteratur, Literatur über Heil- und Nutzpflanzen, Drogen- und Giftpflanzen oder über Naturschutz und Vegetationskunde suchen. Die Bibliothek ist öffentlich und kostenfrei an fünf Tagen die Woche zugänglich.

Foto: © Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem

Tafel 06 des Werkes "Jardin de la Malmaison". Blaue ägyptische Seerose (Nymphaea caerulea), ursprünglich von Ägypten bis Ostafrika.
Foto: © Botanischer Garten und Botanisches Museum Berlin-Dahlem


Florilegium: Porträts königlicher Gärten haben eine lange Tradition

Seit dem 17. Jahrhundert haben bedeutende Königshäuser ihre Gärten porträtieren lassen und damit eine Tradition begründet. Eine Sammlung von Aquarellen mit individuellen Pflanzenporträts, ein Florilegium, bezeugt nicht nur, wie prächtig die königlichen Gärten waren, sondern auch, wie aufwändig deren kunstvolle Dokumentation betrieben wurde. Florilegien wurden als Prestigeobjekte betrachtet und als Staatsgeschenke verwendet. Weltberühmt und sehr wertvoll sind beispielsweise die Florilegien der königlichen Gärten von Paris, der kaiserlichen Gärten in Wien oder des Gartens von Herzog Friedrich III. von Schleswig-Holstein-Gottorf in Gottorf.


Der Botanische Garten und das Botanische Museum Berlin-Dahlem ist eine botanische Sammlungs- und Forschungseinrichtung mit Bildungsauftrag. Die 1679 gegründete Einrichtung ist eine der größten und bedeutendsten ihrer Art weltweit. 22.000 Pflanzenarten werden kultiviert und umfangreiche Sammlungen dokumentieren die globale Pflanzenvielfalt. Forschungsschwerpunkte betreffen die Evolution und Biodiversität von astern- und nelkenartigen Blütenpflanzen sowie von Kieselalgen (Asterales, Caryophyllales, Bacillariophyta) und die Flora von Europa und des mediterranen Raumes sowie der Insel Kuba. International führend ist die Einrichtung im Bereich der Biodiversitätsinformatik.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution9

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Freie Universität Berlin, Gesche Hohlstein, 29.05.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 31. Mai 2012