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BIBLIOTHEK/374: Studentenbibliothek - Meterware (MünchnerUni Magazin)


MünchnerUni Magazin 04/2008
Zeitschrift der Ludwig-Maximilians-Universität München

Studentenbibliothek - Meterware

Von Britta Voss


In den 62 Jahren ihres Bestehens ist die Studentenbibliothek in der Leopoldstraße 13 bei vielen Studierenden zu einem unverzichtbaren Aufenthaltsort ihres Studiums geworden: Hier können sie aus einem breiten Lehrbuchfundus und Zeitschriftenangebot wählen. Bisher vom Studentenwerk München betrieben, wird die Bibliothek nun in die der Universität (UB) eingegliedert - und der Service deutlich ausgebaut.

Im Obergeschoss der Studentenbibliothek in der Leopoldstraße 13, im sogenannten Schweinchenbau, sitzen Studierende konzentriert über ihre Bücher gebeugt. Nur wenige Meter von ihnen wird nahezu lautlos umgebaut. Meterweise Regale sind inzwischen leer geräumt - dort, wo vorher ein Großteil der belletristischen Bestände stand. Sie weichen der erweiterten Lehrbuchsammlung, die sich noch allein im Erdgeschoss der Bibliothek drängt. Vorläufig liegen hier die dermatologischen Lehrbücher und Gesetzbücher aus Platzmangel wie Bausteine aufgeschichtet und schließen die Regalfächer blickdicht ab. Doch die Umstellung auf einen exklusiv wissenschaftlichen Literaturbestand schlägt sich für die Studentenbibliothek nicht nur im äußeren Erscheinungsbild nieder, sondern markiert auch den schrittweisen Übergang aus der Verantwortlichkeit des Studentenwerks in die der UB.

"Die Studentenbibliothek hat eine besondere Rolle, nämlich Ausleihliteratur, Lehrbuchliteratur für Studierende zur Verfügung zu stellen", benennt Konstanze Söllner, Stellvertretende Direktorin der Universitätsbibliothek, das wesentliche Motiv für die Kooperation mit dem Studentenwerk. Bis 2010 wird der Übergang vollzogen sein. Schon jetzt finanziert die Bibliothek der LMU mit 370.000 Euro jährlich - 300.000 Euro davon allein aus Studienbeiträgen - alle Neuanschaffungen der Studentenbibliothek. Knapp 13.000 Bücher können hiervon erworben werden. "Gerade bei den Lehrbüchern ist das auch dringend notwendig, weil hier die Auflagenfrequenz einfach enorm hoch ist", sagt Söllner.

Deutlich umfangreicher als das Angebot der bisherigen, eher übersichtlichen Sammlung in der zentralen Ausleihstelle der UB ist das der Studentenbibliothek: Unter anderem stehen dort etwa der Pschyrembel, das Bürgerliche Gesetzbuch oder der "Atlas der topographischen Anatomie der Haustiere" gleich als Meterware - bereit, von eifrigen Studierenden ausgeliehen zu werden. Sie gehören zu den wohl begehrtesten und am häufigsten entliehenen Werken. Selbst die bisherigen geringen Bestände werden im Jahr über 60.000 mal ausgeliehen. Eine Vergrößerung war da unumgänglich und vor allem auch eine Konzentration auf das wirklich Wichtige: So weicht der belletristische Unterhaltungs- aber auch Klassikerbestand dem erweiterten Lehrbuchangebot und auch das wird sich reformieren. "Die traditionelle Klientel der Studentenbibliothek sind Mediziner und Juristen, die ja auch einen hohen Lehrbuchbedarf haben. Das entspricht aber nur in Teilen dem Fächerspektrum der LMU, andere stark nachgefragte Fächer wie die Sprach- und Literaturwissenschaften müssen wir hier noch stärken. Unser Ziel ist ein ausgewogenes Angebot, das auch die Vielfalt der Studiengänge widerspiegelt", stellt Konstanze Söllner die Anschaffungspläne der kommenden Jahre vor. Die Bemühungen um einen fachlich breiter ausgerichteten Benutzerkreis, der momentan immerhin schon ein Viertel aller Studierenden der LMU umfasst, wird nicht allein durch die Fokussierung auf pragmatische Studienliteratur vorangetrieben, sondern auch durch Veränderungen in der Benutzungsorganisation. So wurden bereits zum ersten Juli verlängerte Öffnungszeiten eingeführt und der Gesamtbestand der Studentenbibliothek in den elektronischen Katalog der UB aufgenommen. Damit wird erstmals die gezielte Literatursuche über den OPAC-Verbundkatalog möglich. Für die Angestellten der Studentenbibliothek heißt das aber ersteinmal, jedes der 150.000 Medien in die Hand zu nehmen. Der Aufwand lohnt sich. Nicht allein wegen der notwendigen Bestandsaufnahme, sondern auch, weil die Unibibliothek hier erstmals ein Selbstverbuchungssystem einführen wird. Damit können die Benutzer in Zukunft ihre Ausleihen selbständig vornehmen. Das innovative Verbuchungssystem rentiert sich für die Studentenbibliothek, die, anders als die UB mit ihren schier unermesslichen Magazinbeständen, eine hohe Umwälzung der auszuleihenden Bestände vorweisen kann.

Die pragmatische Ausrichtung der Studentenbibliothek weniger auf forschungs- als vielmehr studienrelevante Bücher schätzt auch Manuela Wipperfürth. Die Lehramtsstudentin bereitet sich gerade auf ihr Staatsexamen vor. Statt in ihrer eigenen Fachbibliothek sitzt sie lieber im ruhigen Obergeschoss der Studentenbibliothek. "Gemütlicher" findet sie es hier, "irgendwie studentischer". "Außerdem ist es auch wahnsinnig praktisch, dass ich hier die Bücher sehen kann, die mich interessieren", sagt die Studentin.


ENDE EINER ÄRA

Mit dem Übergang der Studentenbibliothek an die UB geht gewissermaßen auch eine Ära zu Ende, war die Münchener Studentenbibliothek doch eine der letzten von einem Studentenwerk betriebenen Bibliotheken in Deutschland. 1946 gegründet, stellte sie anfänglich nicht mehr als einen behelfsmäßigen Zusammenschluss von Studierenden dar, die sich untereinander die teuren Bücher liehen. Daraus wurde schnell das, wofür das gemeinnützige Studentenwerk noch heute steht: "Wirtschaftliche, soziale und kulturelle Förderung der Studierenden", wie Dr. Anke van Kempen, Pressesprecherin des Studentenwerks, die Kernaufgaben zusammenfasst. Mittlerweile aber haben sich die Bedürfnisse und das bereitgestellte Angebot fundamental verändert. "Die Versorgung mit Literatur in München ist richtig gut, gerade auch im Vergleich mit anderen großen Hochschulstädten. Insofern ist der Bedarf an einer zusätzlichen Studentenbibliothek so nicht mehr gegeben und die akademische Förderung und Versorgung der Studierenden ganz klar Aufgabe der Hochschulen und nicht des Studentenwerks", erläutert van Kempen. Dringlicher als der Unterhalt einer literarisch gemischten Bibliothek für die Studierenden seien da andere Gebiete: "Bei 1.500 Studierenden auf den Wartelisten für einen Wohnheimplatz, 200 Studierenden mit Kind, die auf einen Krippenplatz warten und tausenden Studierenden, die auf das tägliche Ein-Euro-Essen in der Mensa angewiesen sind, freuen wir uns über die Möglichkeit, mit einem Partner wie der UB das Angebot der Studentenbibliothek halten und sogar verbessern zu können, und trotzdem Spielräume für Investitionen in anderen Bereichen zu schaffen."

Ganz gleich in welcher Trägerschaft: Die Studentenbibliothek kommt bei den Nutzern gut an. Vor allem auch das Angebot an Zeitschriften: Wenn die Konzentration nachlässt, genießt Manuela Wipperfürth dieses "pädagogische" Zerstreuungsangebot. Eine ganze Querseite des Lesebereichs nehmen die Zeitschriften ein. Hier kann die angehende Lehrerin zwischen fremdsprachigen Titeln, Politik-, Kunst- und Modemagazinen das Passende für eine Lesepause auswählen. Der größte Standortvorteil liegt für sie und viele andere Studierende aber woanders: In knapp 30 Metern Luftlinie lädt die Mensa des Studentenwerks zu Tisch.


Studentenbibliothek in der Leopoldstraße 13
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag 9 Uhr bis 18 Uhr,
Dienstag bereits ab 8 Uhr geöffnet

Weitere Informationen zum Angebot des Studentenwerks:
www.studentenwerk-muenchen.de
www. wegweiser-muenchen.de


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Quelle:
MünchnerUni Magazin 04/2008, Seite 26-27
Herausgeber: Präsidium der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München
Redaktion: Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München
Tel.: 089/21 80-34 23, Fax: 089/33 82 97
E-Mail: mum@lmu.de
Internet: www.lmu.de/presse/mum


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Dezember 2008