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FRANZÖSISCH/031: Carnet - Auf der Palme sein oder sie davontragen (SB)


Carnet Français - Teil 9


Auf der Palme sein oder sie davontragen



Mit Palme verbinden sich im Deutschen zwei Arten von Redewendung. Zum einen wird man auf die Palme gebracht, geht auf die Palme, also in die Luft. Hier erfüllt die Palme die Funktion, das "Hochgehen" des Zornigen weiter auszuschmücken. Zum anderen erringt man die "Sieges"palme (z.B. die Goldene Palme von Cannes).

Im Französischen verknüpft sich mit Palme lediglich die letztere Bedeutung. Mit einem Ausdruck wie: « Je vais à la palme » wird ein Franzose je nach seiner grundsätzlichen Bereitschaft, sich zuzuwenden oder nicht, entweder gar nichts verstehen oder vielleicht versuchen, eine Reise in die Karibik oder eine Oase damit zu verbinden, mit « je suis sur la palme » eine Kletteraktion vielleicht auf der Suche nach Kokosnüssen.

Die Bemerkung: « à vous la palme! » wäre durchaus mit der freundschaftlichen deutschen Wendung « Dafür bekommen Sie einen Orden! » zu übersetzen, heißt aber auch: Sie haben gesiegt. Den Sieg davontragen, « die Palme erringen » heißt im gehobeneren Französisch: « remporter la palme ».

Doch diese Aussage kann im entsprechenden Kontext eine Wendung ins Ironische nehmen: den Vogel abschießen.


Einige Entsprechungen der deutschen Wendung « auf die Palme bringen »:

- mettre qn hors de lui
- mettre qn hors de ses gonds (gond = Türangel)
- pousser qn à bout

Familiär:
- faire bisquer qn
- faire maronner qn
- enquiquiner qn,

Populär:
- faire mousser qn
- foutre qn en colère


"auf der Palme sein", "in die Luft gehen":

- crever de rage oder crever de dépit (vor Wut platzen)
- être fou furieux (vor Wut platzen)
- se fâcher tout rouge

Familiär:
- il finit par éclater (ihm platzte der Kragen)
- il est enquiquiné
- être monté
- la moutarde me monte au nez (ich werde allmählich wütend)



Erstveröffentlichung am 17. April 1996


11. Mai 2007