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ENGLISCH/748: Lehrmittel (19) Focus on Advanced English C.A.E. (SB)


Sue O'Connell


Focus on Advanced English C.A.E.

Revised And Updated



Ach wie war es doch vordem mit unser'm Schulsystem bequem ...

Es ist noch gar nicht so lange her, vielleicht gerade ein paar Jahrzehnte, da reichte ein deutsches Abitur als Schulabschluß vollkommen aus, um überall in der Welt studieren zu können. Der Absolvent war damit ausreichend qualifiziert bzw. zumindest in der Lage, sich gegebenenfalls um weitere Erfordernisse wie fehlende fachsprachliche Kenntnisse selbst zu bemühen. In den zunehmend verschulten Universitäten und Colleges dieser Tage wird selbständiges Handeln und eigenständiges Denken offenbar nicht mehr unbedingt vorausgesetzt, was wohl auch auf entsprechenden Erfahrungen mit der heutigen Hochschulreife beruht. Auch die aktuellen bildungspolitischen Bemühungen um ein vereinheitlichtes Abitur für alle deutschen Bundesländer werden daran nicht viel ändern.

Wer heute im englischsprachigen Ausland studieren oder sich weiterbilden möchte, selbst auf Gebieten, in denen die Sprache nicht einmal das erklärte Ausdrucksmittel ist wie Tanz, Design oder Kunst, von dem wird ein bestimmtes nachzuweisendes Maß an sprachlichen Kenntnissen, sogenannten "Proficiency", verlangt. Das läßt sich noch verstehen, immerhin wird dadurch gewährleistet, daß dem potentiellen Studenten nach der Immatrikulation an englischsprachigen Hochschulen der Sprung ins kalte Wasser erspart bleibt. Kann er sich dann doch ohne weitere Hilfe im Hochschulbetrieb zurechtfinden und die ihm zugebilligte Lehrzeit effektiv nutzen. Zeit zum Nachdenken oder für soziale Kontakte bleibt in den heutigen Bildungsfabriken zur Erzeugung gleichförmig normierter und leistungswilliger Akademiker ohnehin wenig.

Doch das ist noch längst nicht alles: Selbst deutsche Hochschulen verlangen seit einigen Jahren, daß man das Ergebnis eines Sprachtests in Englisch vorlegt, wenn man sich beispielsweise für ein Sprachstudium, für angelsächsische Literatur und auch für einige ursprünglich deutschsprachige Studienfächer immatrikulieren will. Das ruft erschreckend wenig Proteste seitens der Studenten hervor, gewährleistet aber, daß selbst deutsche Muttersprachler und Absolventen hiesiger Bildungsinstitute an die zuvor erwähnten angelsächsischen Normen und Muster angepaßt werden. Auch schriftliche Examen, Bachelor- oder Diplomarbeiten werden immer häufiger in englischer Sprache verlangt, wobei selten mehr als eine Reproduktion von Versatzstücken erwartet wird. Was das für das Niveau der wissenschaftlichen Forschung und mehr noch für die eigene Sprachentwicklung bzw. Denkfähigkeit bedeutet, sei dahingestellt.

Um das Leistungsgefälle zwischen Schulabschluß und beruflichen Erfordernissen zu überbrücken, ist der Einzelne somit gezwungen, zusätzlich private Institutionen in Anspruch zu nehmen, um die notwendigen Zertifikate zu erwerben, die er für seine weitere Ausbildung benötigt. Darüber hinaus sind die zu absolvierenden Tests gebürenpflichtig, so daß sich eine gezielte private Ausbildung empfiehlt, damit die Prüfungen nicht allzu oft wiederholt werden müssen, was weitere Kosten nach sich ziehen würde.

Kurse, die dafür in privaten Sprachlehranstalten abgehalten werden, sind sehr teuer (ca. 250 Euro für Vorbereitung und Examen sind in etwa der geringste Aufwand (nur Bücher und Anmeldung), private Schulen verlangen jedoch meist noch mehr (z.B. ca. 1000 Euro Kursgebüren für die Vorbereitung zum CAE Examen)). Die früher einmal propagierte Chancengleichheit für alle Schüler und Studenten wird auf diese Weise aufgehoben, denn die intensivste und damit teuerste Betreuung verspricht gemeinhin den größten Erfolg.

Dazu kommt, daß diese Umstände jeden Zertifikat-Anwärter nötigen, sich auf die angebotenen Didaktiken, die ihm die notwendigen Kenntnisse für die angestrebte Prüfung zu vermitteln versprechen, vollkommen einzulassen und sich keine weiteren Seitenblicke zu erlauben. Auf diese Weise werden die Sprachkenntnisse aller Studenten in der ganzen Welt von einigen wenigen Prüfinstanzen bestimmt und zunehmend angeglichen, ausgenommen englischsprechende Muttersprachler, die hier als einzige einen erheblichen Wettbewerbsvorteil besitzen.


Der Test

Was nun die vorzuweisenden Sprachtests angeht, so erkennt jede Hochschule nur bestimmte Examen an und die gewünschten Ergebnisse (Grade C = bestanden, Grade B oder A = gut bzw. sehr gut bestanden) variieren je nach Anforderung des Studiengangs. Daraus ergibt sich ein verwirrender Angebots-Dschungel anerkannter Sprachzertifikate, die mit ihren gängigen Abkürzungen CAE, BEC, ELSA, TELC, TOEFL, IELTS, TOEIC, oder UNIcert dem zufälligen Auswurf einer Buchstabensuppe gleichen und für den Laien kaum einen Sinn machen.

Welche Tests für den weiteren Berufsweg oder die Überprüfung persönlicher Kenntnisse nützlich sind und welche Anbieter im einzelnen in Frage kommen, kann man derzeit in der aktuellen Oktoberausgabe des Spotlight-Magazins nachlesen, das sich in einem ausführlichen Artikel der Herausforderung der "Language Qualifications" widmet. Die Sprachexpertin Joanna Westcombe rät darin, eine Prüfung erst dann abzulegen, wenn man sich für eine Hochschule bzw. einen Berufsweg entschieden hat und weiß, welche Zertifikate und "Levels" (= Niveaustufen) für die Zulassung notwendig sind. Die Unterschiede reduzieren sich jedoch bei genauerer Betrachtung.

Im zuvor erwähnten Trend der Vereinheitlichung werden manche der Tests, mit denen sich zumeist eine der sechs Niveaustufen nach dem Europäischen Referenzrahmen (CEF = Common European Framework) nachweisen läßt, allerdings inzwischen auch schon von verschiedenen Universitäten gleichzeitig anerkannt.

Der Europäische Referenzrahmen gibt die Stufen A1 (Breakthrough - beginner), A2 (Waystage - elementary), B1 (Threshold - lower intermediate), B2 (Vantage - upper intermediate), C1 (Effective Operational Proficiency - lower advanced) und C2 (Mastery - upper advanced) vor, die für alle europäischen Tests bindend sind. Für ein Hochschulstudium wird bei fast allen Sprachtests die Stufe C1 verlangt. "Effective Operational Proficiency" bedeutet letztlich die nötigen Kenntnisse, die man für eine wissenschaftliche Auseinandersetzung braucht. In der Praxis heißt das beispielsweise für das Leseverständnis, daß man in der Lage ist, jeden Text, längere, komplizierte Fachliteratur wie jede Form von Belletristik, zu verstehen und sogar Unterschiede im Stil wahrzunehmen. Darüber, wie leicht einem das fällt, sagt die Stufe allerdings nichts aus. Im bestandenen Examen erkennt man das an der jeweiligen Note (C (bestanden), B (gut) oder A (sehr gut)), die neben dem Alter des Zertifikats (was oft nicht älter als zwei Jahre sein darf) auch noch ein Kriterium für die Studienplatzvergabe sein kann.

Das Niveau von Stufe C2, ebenfalls Voraussetzung bei einigen wenigen Studiengängen, wird dagegen als annähernd muttersprachlich eingestuft und durch den Nachweis des CPE Cambridge Certificate of Proficiency in English abgedeckt. Auf diese Weise werden Zertifikate wie Noten zu einer formalen Schranke, die bestimmte Fächer nur Muttersprachlern vorbehält. In diesen höheren Stufen ist der Vergleich der Kenntnisse bei einer mit A bestandenen Prüfung auf dem C1 Level und einem C im CPE objektiv sehr schwer, so daß das Erlangen eines Zertifikats, je höher das Niveau, immer mehr der Willkür der jeweiligen Prüfer unterliegt. Auf diese Weise hält beispielsweise das Cambridge Board in Großbritannien, das die Prüfungen für die Cambridge Certificates in aller Welt abnimmt, gewissermaßen einen Daumen auf der Zulassung ausländischer Studenten im eigenen Land.

Das weltweit wohl bekannteste und am häufigsten von englischsprachigen Universitäten und Privatschulen verlangte Zertifikat im Bereich "General English" auf dem C1 Level ist dann auch das Cambridge Advanced English Certificate (CAE).

Nur noch das IELTS (International English Language Testing System), das in der Variante academic (Band 7) von Hochschulen in Australien, Neuseeland, Kanada sowie neben dem sonst üblichen TOEFL-Test sogar an 400 Universitäten in den USA anerkannt wird, läßt sich damit vergleichen. In beiden Prüfungsarten werden die sogenannten "four skills" - reading, writing, listening and speaking - schriftlich abgefragt, zusätzlich gibt es eine etwa 15 minütige mündliche Prüfung. Unterschiede liegen in der Prüfungsdauer: Beim CAE muß man alles in allem mit 5 Stunden und 20 Minuten rechnen, die über einen oder sogar zwei Prüfungstage verteilt werden. Dagegen kommt man beim IELTS mit einem dreistündigen Prüfungsverfahren möglicherweise schneller ans Ziel, muß dafür aber auch 180 Euro zahlen (das CAE Examen kostet 150 Euro).

Dennis Marquard (23), der im Juni 2005 den IELTS-Test am Carl Duisberg Centrum (CDC) in München absolvierte, äußerte sich zu den Prüfungen, bei denen ihm sowohl ein Abschluß in Wirtschaftsenglisch auf dem Gymnasium als auch ein Auslandsaufenthalt in Neuseeland zugute kamen, in der Zeitschrift abi 12/2005:

"Im Testblock Reading hatte ich drei Texte mit 14 Fragen, teilweise multiple choice, teilweise musste ich die Antworten selber formulieren." Gar nicht so einfach, fand er: "Ein Text handelte von der Evolution der Schmetterlinge in Brasilien. Viele Wörter hatte ich noch nie gehört", gibt er zu. Das Hauptproblem sei aber gewesen, dass die Zeit knapp war, um die richtigen Informationen zu filtern.

[...]

"Nur mit meinem Schulenglisch hätte ich den Test sicherlich nicht bewältigen können."
(abi, Dezember 2005)

Daß Schulenglisch - selbst als Leistungskurs - nicht ausreicht, kommt vielen neuen privaten Sprachenschulen zugute, die zusehends aus dem Boden schießen. Ohne gute Vorbereitung dürfte es schwer werden, und bei den meist von Muttersprachlern geleiteten Instituten gehört es zum Renommee, daß sie ihre Kandidaten auf mögliche Fallstricke so aufmerksam machen, daß nur wenige durchfallen.

Das stimmt auch. Allerdings genügt ein C (gerade bestanden) bei den meisten Universitäten nicht als Qualifikation für die Hochschullaufbahn und das Erarbeiten des notwendigen Wortschatzes, um mit B oder gar A zu bestehen, kann einem auch das beste Institut oder Lehrsystem nicht abnehmen. Es erfordert Mühe und vor allem Zeit und für beides genügend Motivation seitens des Prüflings, die dieser schlicht selbst aufbringen muß. Der Kursus mit Erfolgsgarantie (der mit seinen 85 Euro im Monat wie gesagt sehr teuer ist) bietet hingegen nur eine Doppelstunde Unterricht pro Woche, den Rest der Arbeit muß der Prüfling ohnehin allein, ohne Unterstützung und Anleitung tun.


Das Buch

Auch von den didaktischen Mitteln, die in den Spezialkursen verwendet werden, sind in diesem Sinne keine Wunder zu erwarten, obwohl die vom Longman Verlag herausgegebenen Lehrmittel zur Vorbereitung auf das CAE Examen durchaus als optimal bezeichnet werden können. Die Bücher von Sue O'Connell, einer erfahrenen Lehrerin, die aber auch selbst Lehrer ausbildet und Prüfungen abnimmt, sind genau auf die Anforderungen der Cambridge Examen abgestimmt.

Von dem vorliegenden "Focus on Advanced English" einmal abgesehen, hat sie auch die Vorbereitungslehrbücher zum First Certificate sowie "Focus on Proficiency" geschrieben.

Ihre Werke sind durchgehend in englischer Sprache verfaßt, d.h. es gibt keine sachdienlichen Hinweise, Erläuterungen, grammatischen Erklärungen in deutscher Sprache, womit die Voraussetzungen zu dem auch in schulischen Lernkonzepten bevorzugten "Extensive Reading" erfüllt werden. Man lernt während des Lesens durch Lesen und erweitert Wortschatz und Sprachgebrauch im nebenherein, so wie es Muttersprachler im Idealfall mit ihrer Sprache tun.

In jeder "Unit" (d.h. Unterrichtseinheit) werden alle vier Fertigkeiten, "skills", behandelt und geübt, was den Neuling oder auch den Autodidakten, der sich nur mittels dieser Lehrmaterialien vorbereiten will und natürlich auch das Schema der Prüfungen nicht kennt, zunächst irritiert. Bei näherer Beschäftigung mit den Lehrzielen und den Anforderungen der angestrebten Prüfung, über die das Lehrbuch selbst - natürlich in Englisch - informiert, und aus der tabellarischen Inhaltsübersicht zu den einzelnen Units am Anfang des Buches wird er aber schnell erkennen, daß er auf die didaktische Struktur des Buches durchaus vertrauen darf und mit dem systematischen Durcharbeiten alle erforderlichen "Skills" erwerben kann, die für eine erfolgreiche Prüfung nötig sind (von dem Gespräch mit einem Partner einmal abgesehen). Zum Üben der Aussprache und des freien Sprechens muß sich der Autodidakt dann noch etwas einfallen lassen. Denn gerade wie man die eigenen Ideen vermittelt und mit anderen interagiert sind wichtige Prüfungskriterien der mündlichen CAE-Examen und letztlich auch (neben der eigenen verständlichen Aussprache) für den späteren Unialltag unter "native speakers" vielleicht die wichtigsten Fertigkeiten überhaupt.

Alles andere, Grammatik, Wortschatz, das Schreiben spezieller Schriftstücke, Hör- und Leseverständnis sowie der spezielle Teil "English in Use", auf den in den Cambridge Examen besonderer Wert gelegt wird, läßt sich mit Hilfe des Lehrbuchs und einiger zusätzlicher Materialien eigenständig erarbeiten. Das Buch führt den Zertifikatsanwärter an die Prüfung heran.

Mit der gerade für "non-native speakers" besonders sinnvollen Übungsrubrik "English in Use" kann der Lernende z.B. ein Gespür für häufige deutsche Fehler und den für Muttersprachler typischen Gebrauch von Begriffen in einem bestimmten Kontext entwickeln.

Das ist nicht nur für die spätere Praxis förderlich, sondern vor allem eines jener Themen, die in den Cambridge Prüfungen in einem speziellen Fragebogen überprüft werden. Das Buch stellt die verschiedenen Abfragemuster, wie sie in der Prüfung vorkommen können, vor, macht den Lernenden auf diese speziellen Schwierigkeiten aufmerksam und gibt ihm vertiefende Übungen an die Hand.

Bei einer English in Use Übung erhält man beispielsweise einen Text, in dem Kommas falsch gesetzt sind oder fehlen bzw. andere Fehler korrigiert werden müssen, daneben gibt es die Themen "Word formation" (Wortbildung, z.B. Adjektive aus Nomen, Verben und umgekehrt), "Spelling" (Schreibung), "Lexical Cloze" (Auswahl des richtigen (im deutschen gleichlautenden) Begriffs in einem bestimmten Kontext) "Register Cloze" (Lückentext, in den die fehlenden Worte eingefügt werden müssen zur Überprüfung des Verständnisses) und Discourse Cloze (ebenfalls ein Lückentext, bei dem ganze Satzanschlüsse fehlen, die einzeln zur Auswahl stehen).

Nicht nur bei der letzten, sondern bei allen Aufgaben muß der Prüfling eigentlich den ganzen Textzusammenhang verstanden haben oder sich gut in die Sprache einfühlen, um auf die richtige Lösung zu kommen. Das geht über das hinaus, was heutzutage im Schulunterricht schon zum Thema False Friends, Phrasal Verbs oder typisch deutsche Fehler geübt wird. Das System hat aber seine Grenzen.

Da sich bei den unterhaltsamen Quiz- oder Multiple-Choice-Fragen doch manches erraten oder ergänzen läßt, muß der Lernende schon aus eigenem Interesse sehr genau klären, welche Antwort richtig ist und warum, um diese Dinge auch dauerhaft zu verstehen und nicht nur auf entsprechende Prüfungsfragen gedrillt zu sein. Sue O'Connell macht allerdings auch selbst auf ein paar Tricks aufmerksam, mit denen man manche Aufgaben ohne entsprechendes Verständnis richtig löst. So werden im Lückentext manchmal Präpositionen vorgegeben, so daß man mit einem großen Vokabelschatz an Phrasal Verbs (das sind Verben die mit einer Präposition zusammen einen ganz bestimmten Begriff ergeben) nur das jeweilige Verb ergänzen muß, das zu der Präposition gehört. Daß man durch die Präferenz von Phrasal Verbs (ein Verb kann danach mindestens 10 verschiedene Bedeutungen bekommen) auch der Simplifizierung der englischen Sprache Vorschub leistet, steht auf einem anderen Blatt.

Die erklärenden Einführungen zu den erforderlichen "skills" und Fragekategorien werden nacheinander und einmal gegeben. In vier Language Focus Einheiten werden außerdem wichtige Techniken, grammatische Themen sowie nützliche Tips zu den zu entwickelnden vier Fertigkeiten vermittelt.

Nach dem ersten Teil des Buches sind sämtliche Anforderungen der Prüfung durchgenommen und geübt. Dann folgen eine kurze Grammatik und Muster bzw. Hinweise zum Verfassen verschiedener Schriftstücke wie Brief, Geschäftsbrief, Notiz, Memo, Informationsschriften, Broschüren, Artikel, Reportagen und Kritiken. Anschließend fühlt man sich als Lernender schon ausgesprochen gut vorbereitet.

Ab Unit 10 wiederholt man sämtliche "skills" und Aufgabenmuster, wie sie in der Prüfung vorkommen können. In den Privatkursen werden in diesem Stadium der Vorbereitung dann auch sogenannte "mock-exams" (d.h. Ausschnitte aus früheren Prüfungen mit Originalunterlagen) durchgeführt, so daß man den eigenen Wissensstand überprüfen kann und für den Endspurt motiviert ist.

Im Grunde wird genau dasselbe auch im Lehrbuch gemacht. Hier soll aber gleichzeitig auch noch ein möglichst breites Spektrum an allgemeinem Wissen in Englisch vermittelt werden, so daß das Buch vom Wetter bis zu aussterbenden Tieren oder Sprachen sowie psycho-sozialen Themen viele authentische Textauszüge vorstellt und gleichzeitig mit der gesamten Bandbreite an Zeitungstexten, literarischen Leseproben und TV- bzw. Radioberichten, wie sie einem im englischen Alltag begegnen, auch verschiedene Medieneigenarten und Schreibstile abdeckt. Zu den Listening Aufgaben gibt der Verlag außerdem zwei bespielte Kassetten heraus, auf denen Native-Speaker zu hören sind. Das sind immerhin 23 Hörtexte, die an die in den Prüfungen zu erwartende Auswahl heranreichen und mit deren Hilfe sich überprüfen läßt, ob man eine solche Aufgabe in der vorgegebenen Zeit bewältigen kann.

Bei auffallenden Schwierigkeiten in Grammatik oder "English in Use"-Übungen bietet die Kurzgrammatik in der Mitte des Buches einige Hilfestellungen und darüber hinaus Anwendungen, wie man sie nicht in der Schule gelernt hat. Ist man verunsichert oder will man sicher gehen, kann man das eigene Wissen mit einem ebenfalls bei Longman erschienenen und von Richard Walton geschriebenen Übungsbuch "Grammar Practice Workbook" erweitern, in dem man zusätzliche "Exercises" im gleichen Stil der Prüfungsanforderungen findet. In diesem Buch sind die Aufgaben didaktisch so geschickt zusammengestellt, daß neben dem Üben der Grammatik auch eine sinnvolle Erweiterung des Wortschatzes erreicht werden kann. Dem "Non-native Learner" werden hier wertvolle Brücken angeboten, um sich an die entsprechenden Worte im Zweifelsfall wieder zu erinnern (beispielsweise durch Gegenüberstellungen der Positiv- und Negativ-Bildungen eines Wortstammes mit entsprechenden Prä- oder Suffixen oder gebräuchliche Vergleiche wie "as fit as a fiddle", die zunächst zugeordnet und dann in einen Fließtext eingefügt werden müssen).

Wer sich darüber hinaus trotz Schulverbildung auch noch die Freude an der Sprache erhalten konnte oder vielleicht ein weitergehendes linguistisches Interesse hat, der kommt hier nicht nur auf seine Kosten, sondern hat möglicherweise sogar richtig Spaß!

Dem ausschließlichen Autodidakten, der nach dem Lehrbuch von Sue O'Connell vorgeht, sei außerdem dazu geraten, sich das "Teacher's Book" neben dem "Student Book" zu besorgen, in dem zum einen zu jedem Abschnitt im Buch die didaktischen Lehrziele vermittelt werden, die auch ein Einzelkämpfer wissen sollte, und das außer den Lösungen zu den Übungen auch noch die gedruckten Hörtexte enthält. Damit lernt man dann auch solche Hörtexte zu verstehen, die aufgrund von Akzenten oder regionsspezifischen Sprachbesonderheiten für den Lernenden nicht so einfach sind.

Das alles reicht im Grunde an Stoff, um sich mit der nötigen Disziplin das zu erarbeiten, was man für das Examen braucht. Natürlich erfassen die Texte in "Focus on Advanced English" nicht alle Bereiche des täglichen Lebens. Das kann ein einzelnes Buch gar nicht bieten, zumal die Themen, von denen die Menschen bewegt werden, bekanntlich ständig wechseln. In Zeiten der zunehmenden Katastrophen wird in den Prüfungen allerdings auffällig an kulturellen Werten festgehalten. So sollte in einer mündlichen Prüfung im Juni 2007 über "Pottery" (Töpfern, Steingutwaren) gesprochen werden, einem in den ländlichen Regionen Englands sehr verbreiteten Kunsthandwerk, ein für Muttersprachler einfach gangbares Thema, das aber in dem Buch von Sue O'Connell nicht behandelt wird. Man sieht daran, daß ein Lehrbuch, auch wenn es noch so gut ist, nicht alle Aspekte des Lebens erreichen, noch die Gehirnwindungen und möglichen Gedankengänge potentieller Prüfer durchschauen oder Prüfungsfragen voraussehen kann.

Das heißt zum einen, damit man in dem Examen wirklich gut abschneidet, muß man noch sehr viel mehr an Eigeninitiative aufbringen, um sich über Landeskultur und Eigenheiten zu informieren. Außerdem sollte man möglichst das Land selbst einmal besucht haben, viel englischsprachige Zeitschriften lesen und vor allem Radioprogramme in allen erdenklichen Sparten hören. Darüber hinaus kann man "mock-tests" sowie weitere Unterlagen auch direkt vom Cambridge Board beziehen
(Tel.: 0044 1223-553 997, E-Mail: esolhelpdes@ucles.org.uk oder http: www.cambridge-eff.org.uk)

Es gibt allerdings auch Grenzen. Das Lehrbuch von Sue O'Connell kann einem mit der entsprechenden Eigenleistung und Lernbereitschaft zu einem befriedigenden Examensergebnis führen, der wirkliche Test steht dem "non-native speaker" dann allerdings noch im Land selbst bevor. Denn die spezielle Art der Prüfungsfragen, auf die man in den Kursen oder auch im Lehrbuch trainiert wird, vermitteln einem genaugenommen nur Versatzstücke des Englischen, mit denen man als Ausländer wenig Anstoß oder Aufmerksamkeit erregt und gut angepaßt durch den Universitätsalltag geschleust werden kann. Das Wesen der Sprache, wie es mit dem Muttersprachler verbunden ist, bleibt einem ebenso verschlossen wie der Zugang, mittels dieser Sprache wichtige Denkzusammenhänge zu entwickeln. Englisch kann man sich nach dem Erwerb der nachgewiesenen Kenntnisse (Proficiency) bestenfalls wie ein Kleid oder eine äußere Hülle überstülpen.

So wie ein Schauspieler nicht nur in seine Rolle schlüpft, sondern anfängt, ein anderer Mensch zu sein, besteht auch für den Ausländer im Ausland die Gefahr, daß er nicht mehr er selbst bleibt, sondern die Rolle spielt, die ihm sein Sprachvermögen vorgibt. Gewissermaßen unterliegt er einem zusätzlichen Handicap: Er lernt und denkt in der fremden Sprache, es fehlen ihm aber die Worte, um etwas Eigenes zu entwickeln. Den Zugang zu einem tieferen Verstehen und Denken kann ein Lehrbuch jedoch nicht einmal in dem noch höheren "fast muttersprachlichen" Niveau C2 vermitteln.

Davon abgesehen sind die Bücher von Sue O'Connell für die Vorbereitung auf das CAE-Examen didaktisch so hervorragend durchstrukturiert, daß man sie getrost auch für das Selbststudium empfehlen kann.

19. Oktober 2007


Sue O' Connell
Focus on Advanced English C.A.E. revised and updated
Students' Book
Pearson Longman Verlag
240 Seiten, 30,90 Euro
ISBN: 978 0 582 32569 2
   
Focus on Advanced English CAE Class Audio Cassettes (set of two)
zwei Kassetten zusammen etwa 150 Min., 45,30 Euro
Pearson Longman Verlag
ISBN: 978 0 582 32572 2
   
Focus on Advanced English CAE Teacher's Book
Pearson Longman Verlag
112 Seiten, 27,20 Euro
ISBN: 978 0 582 32570 8
   
Richard Walton (Series Editor: Sue O'Connell)
Focus on Advanced English C.A.E. revised and updated
Grammar Practice Workbook with pull out key
Pearson Longman Verlag
112 Seiten, 20,00 Euro
ISBN: 978 0 582 32571 5