SF-JOURNAL/054: Akzente... "damals & heute" (SB)

"damals & heute" - eine Einführung

Kein literarisches Genre setzt sich so durchgängig mit dem Menschen, seinen Errungenschaften und möglichen Weiterentwicklungen auseinander, wie Science Fiction. Und keine andere Gattung weist folglich seit ihrem Bestehen eine derartige Fülle von Ideen zu eben diesen Themen auf.

"Damals & heute" greift in diesen Fundus und beschäftigt sich mit der älteren Science Fiction-Literatur, zurückgreifend bis ungefähr 1900, deren Inhalte heute aufs ärgste von der Zukunft überholt worden sind. Nur diese Romane und Kurzgeschichten werden als Beispiele herangezogen, geschrieben von jenen Autoren, die unter den eigenen Kollegen und Kritikern ihrer Zeit als die ewigen Nörgler, Schwarzseher oder Verkünder des Weltuntergangs verkannt worden sind.

Nun, ganz untergegangen ist unser Planet noch nicht, doch soll vieles noch schlimmer kommen, als erwartet. Zum Teil erweisen sich die damals schon schrecklichen Zukunftsvisionen, gemessen an den aktuellen Tendenzen auf der Welt, in der wir heute leben, als Sandkastenspiel.

Die Autoren von einst hätten sich das wahrscheinlich nicht träumen lassen. Vielleicht wollten sie auch gar nicht so genau hinschauen. Denn letztlich haben sie mit all ihren kritischen Überlegungen und Hinweisen nie den Anspruch erhoben, den zerstörerischen Werdegang unserer Erde abwenden, geschweige denn verhindern zu wollen. Selbst die scheinbar radikalste Position war doch nie grundsätzlich genug, um eine Bewegung in Gang zu setzen, die sich tatsächlich mit aller Macht gegen Absichten stemmt, die ganz offensichtlich darauf abzielen, den größten Teil der Menschheit ins Verderben zu führen. Was nicht heißt, daß es solche Bemühungen nicht gibt; jedoch sind diese auch im Science Fiction-Bereich nicht vertreten.

Anfangs war Science Fiction Literatur sehr stark an Fragen interessiert, wie sich beispielsweise menschliches Handeln und das gesellschaftliche Leben vor dem Hintergrund technologischen Fortschritts entwickelt und begründet. Dabei wurden politische, militärische und wirtschaftliche Fragen ebenso aufgeworfen wie ethische oder ökologische.

Science Fiction ... ist nicht nur Unterhaltung, sondern erfüllt auch einen 'ernsten' Zweck: Sie erweitert die menschliche Vorstellungskraft. Wir sind noch nicht imstande, dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch (oder gar niemand) gewesen ist, aber wenigstens sind unserer Phantasie keine Grenzen gesetzt",

so die Meinung des Physikers Stephen Hawking, die wohl
stellvertretend für die vieler Menschen steht.

Dem ist leider nicht so. Jeder, der sich allen Ernstes einmal der Mühe unterzogen hat, etwas völlig Neues und Anderes zu 'denken', wird die Grenzen seiner Phantasie so gnadenlos kennenlernen, daß ihm das Wort fortan im Halse stecken bleibt. Und abgesehen davon: Was nützt es uns Menschen, dorthin zu gelangen, wo noch niemand war, wenn wir nicht einmal in der Lage sind, unsere eigenen Probleme zu bewältigen.

Zurück zur Science Fiction: Fachleute behaupten, dieses Gebiet sei die weitwinkligste Linse unserer Vorstellungskraft. Oder Science Fiction transzendiere die Gegenwart in mögliche Zukünfte und setze dabei immer auch ein Stück Zeitgeist um, sei eine Abbildung zeitgenössischer Realität und ohne die Kenntnis des geschichtlichen Kontextes nur schwer zu verstehen oder Science Fiction beschreibe Entwicklungen, die in der realen Welt passieren könnten. Die Frage nach der Zukunft der Menschheit ein kleines Stück weit zu beantworten, habe einen Reiz, dem man sich kaum entziehen könne; gemeinsam zu spekulieren, weiterzudenken, zuende zu denken, zu warnen - oder einfach nur mit allen Möglichkeiten zu spielen.

Das mag alles sein, doch ist es mittlerweile mehr geworden als nur ein Gedankenspiel. Die Fragen von einst haben sich nie geändert, sind vielmehr präsenter und ernster denn je. Die Zukunft ist uns gewissermaßen auf den Pelz gerückt und die Zeit drängt...

Für all jene, die sich bei allem Scheitern nicht mit der weit verbreiteten dumm-gelaufen-Floskel zufrieden geben und die sich die grundlegenden Fragen von damals allen Ernstes heute immer noch stellen, könnte "damals & heute" von Interesse sein.

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Akzente
Hinweise auf
- Bemerkenswertes, Erfreuliches und Wissenswertes
- Höhepunkte und Tendenzen in der Entwicklung
- neue literarische Richtungen
- gesellschaftliche Einflüsse

Erstveröffentlichung 2002

9. Januar 2007