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BUCHTIP/1187: Die Liebe der Vögel (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 10/2009

Die Liebe der Vögel.
Vom ersten Lustgeträller bis zur Reise in den Süden
Von Ernst Paul Dörfler

211 Seiten, 271 Farbabb., Hardcover, 24,5 x 22,5 cm.
Verlag Janos Stekovics, Dößel, 2009.
ISBN 978-3-89923-220-2. EUR 28,00.


Was zeichnet das wahre Leben und Lieben der Vögel aus? Wie finden Männchen und Weibchen zueinander und wonach wird der Partner ausgewählt? Wer von beiden trifft letztlich die Wahl und gibt das alles entscheidende Jawort? Geht es nach Schönheit, nach Größe und Stärke oder nach Vermögen? Kennen Vögel so etwas wie Liebe, wie Zärtlichkeit, gibt es Eifersucht? Wie heiraten Vögel? Tragen sie Hochzeitskleider, verwöhnen sie einander mit Hochzeitsgeschenken, mit Musik und Tanz? Wie und wo kommt es zur Begattung? Wer hat welche Aufgaben in der Familie zu erfüllen? Wer baut das Haus, wer kümmert sich um die Kinder? Gibt es Ehestreit oder gar Ehescheidungen? Wie hoch ist die Scheidungsrate? Geht es im Herbst gemeinsam in den Süden oder fliegt man getrennter Wege? Fragen über Fragen zu den bewegendsten Themen des Lebens. Ernst Paul Dörfler ist diesen Fragen auf den Grund gegangen und hat Erstaunliches zutage gefördert.

Soweit die offizielle Ankündigung des Buches, die den Inhalt recht gut umreißt. Wie erlebt es nun der Leser? Zunächst beeindrucken die vielen schönen, durchweg ansprechenden Fotos (ausgeklammert vielleicht S. 69 - Vögel, zubereitet auf einem Markt), die zudem bisher überwiegend unveröffentlicht sind. Der Text enthält eine Fülle von Details, die allerdings bisweilen etwas aneinander gereiht wirken, ohne zu sehr in die Tiefe zu gehen. Es gibt eben zu jedem Aspekt der Fortpflanzung eine Unmenge von Varianten. Trotz leicht verständlichen Stils und interessanter Fakten wird man das Buch daher kaum von vorn bis hinten durchlesen wie einen Roman. Es eignet sich eher zum darin Blättern und immer wieder mal Hineinschauen. Bei konkreten Fragen hilft das Inhaltsverzeichnis, sich zu orientieren. Etwas gewöhnungsbedürftig ist die Vermenschlichung im Text - "Herr und Frau Milan", die "romantische Begrüßung des Nachtigallenmannes", "der geschickte Meisenkavalier" usw. Hier und da wirken die Aussagen etwas schematisch und absolut, zum Beispiel beim Gesangsbeginn, der für die Arten auf die Minute genau angegeben wird. Der kritische Leser wird bei der einen oder anderen Aussage skeptisch sein (zum Beispiel, dass sobald die Brut beginnt, Schluss mit Kopulationen ist, S. 92), zu anderen Interpretationen kommen (zum Beispiel zu den Wechselhorsten bei Adlern, die eher nicht "auf Vorrat errichtet" werden, S. 72) oder aber Fehler entdecken (zum Beispiel das Foto mit Seeadlern im ersten Federkleid beim "Streit um ein Revier", S. 59). Nichtsdestotrotz ist das Buch bestens geeignet, Sympathie für die Vögel zu wecken und Neugier, das Eine oder Andere in der Natur selbst zu erleben. Zudem ist es ein schönes Geschenk.

T. Langgemach


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 10/2009
56. Jahrgang, Oktober 2009, S. 398
mit freundlicher Genehmigung des AULA-Verlags
AULA-Verlag GmbH, Industriepark 3, 56291 Wiebelsheim
Tel.: 06766/903 141; Fax: 06766/903 320
E-Mail: falke@aula-verlag.de
Internet: www.falke-journal.de

Erscheinungsweise: monatlich
Einzelhelftpreis: 4,80 Euro
Das Jahresabonnement für 12 Hefte ist im In-
und Ausland für 49,- Euro zzgl. Porto erhältlich.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. November 2009