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BUCHTIP/1018: Edwin Kratschmer - Wärmestrom in bleierner Zeit (idw)


Friedrich-Schiller-Universität Jena - 05.01.2007

Hommage für einen Literatur-Vater mit Tiefenwirkung

Edition des Collegium Europaeum Jenense an der Friedrich-Schiller- Universität Jena zum 75. Geburtstag von Prof. Dr. Edwin Kratschmer


Jena (05.01.07) Er rief die "Jenaer Poetik-Vorlesungen zu Beförderung der Humanität" ins Leben und holte damit neun Jahre lang mehr als 30 Schriftsteller von internationalem Rang in die Saalestadt. Er dokumentierte die Reihe in mehreren Büchern und trug sie damit weit über die Friedrich-Schiller-Universität Jena hinaus. Das war nach der politischen Wende in der DDR. Davor machte er seit 1967 als Herausgeber der Anthologie-Reihe "Offene Fenster" von sich reden - Ergebnis einer umfangreichen Korrespondenz mit Tausenden jugendlicher Autoren in der DDR. Dies tat er gemeinsam mit seiner Frau Margret, mit der er auch die "Kleine Galerie", später die Kunstsammlung der Maxhütte Unterwellenborn initiierte und betreute. Die 275 Werke von 30 Künstlern gehören heute dem Land Thüringen und sind im In- wie im Ausland gefragte Exponate.

Seine Biographie weist ihn aus als Kunst- und Literaturwissenschaftler, Galerist und Publizist, als Lehrer, der er 32 Jahre lang war, und als Universitätsprofessor, zu dem man ihn in einem Alter berief, in dem andere emeritiert werden.

Die Rede ist von Prof. Dr. Edwin Kratschmer. Sein 75. Geburtstag im Jahr 2006 war dem an der Jenaer Universität angesiedelten Collegium Europaeum Jenense (CEJ) Anlass zu einem Sonderheft innerhalb seiner Schriftenreihe. "Edwin Kratschmer - Wärmestrom in bleierner Zeit" überschrieben, vereint diese Hommage über Texte des Jubilars selbst und einem Vorwort des Leitenden CEJ-Kurators Prof. Dr. Karl-Ulrich Meyn hinaus Beiträge von sieben Autoren.

Allesamt aus anderem Anlass als diesem Jubiläumsgeburtstag ersonnen, führen sie den Leser aus ihrer ganz persönlichen Sicht an einen Menschen heran, dessen Sache "gewöhnliche Sprache" (K.-U. Meyn) nicht ist. Ein Mensch, der den geliebten Beruf des Lehrers aufgab, weil er nach eigenem Bekunden "nicht mehr ein System bedienen (wollte), das mich misstrauisch observieren ließ". Einer der zuhören konnte und zwischen den Zeilen zu lesen vermochte und der - was zu DDR-Zeiten noch wichtiger, aber keineswegs erwünscht war und deshalb zu Repressalien führte - jungen Leuten Mut machte, ihren eigenen Weg als Poeten zu gehen. Obgleich er wusste, dass "Literatur Entweder-Oder ist", wie es der Schriftsteller Jürgen Fuchs (1950-1999) formulierte. Von ihm stammt auch der Titel des kleinen, fesselnden Bändchens, das man nicht wieder beiseite legt, hat man es einmal zur Hand genommen. "Wärmestrom in bleierner Zeit" nannte Fuchs seine dichterische Hommage an den Literatur-Vater, ohne den und dessen Frau "ein Teil der jungen kritischen / Literatur dieses Landes nicht überlebt / wörtlich /" hätte. "Wir sollten wohl / erwachsen werden / Selbst in bleiernen Zeiten... Euer Wärmestrom... war das Geschenk..."

Jürgen Fuchs war einer jener Poeten, denen Edwin Kratschmer gemeinsam mit seiner Frau und parallel dazu der Lyriker und Journalist Hannes Würtz in seinen "Poetensprechstunden" mit ihren poetologischen Hinweisen und so manchem Rat zur Seite standen. Das Ergebnis in Gestalt von etwa 100.000 Texten von 15.000 jugendlichen Schreibern sowie etwa 4.000 gutachtende Briefe findet sich als "Jugendlyrikarchiv Kratschmer-Würtz" seit zehn Jahren zur wissenschaftlichen Erforschung an der Jenaer Universität.

Während Edwin Kratschmers Publikationen zu Kunst und Literatur in der DDR, seine Essays und Rezensionen und auch seine editorische Arbeit weitgehend bekannt sind, rückt der CEJ-Band zudem seine Romane, Gedichte und autobiographischen Texte ins Blickfeld. Und fordert damit geradezu heraus, auch diese Seite des bescheidenen Multi- Talents intensiver kennen zu lernen.

Edwin Kratschmer - Wärmestrom in bleierner Zeit,
Schriftenreihe des Collegium Europaeum Jenense,
Jena 2006, Sonderheft, 78 Seiten
ISBN 3-933159-11-3, Preis: 8,60 Euro.

Kontakt:
Collegium Europaeum Jenense
an der Friedrich-Schiller-Universität Jena
Schillergässchen 2
07745 Jena
Tel.: 03641 / 931186
Fax: 03641 / 931187
E-Mail: h8fech[at]uni-jena.de

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Friedrich-Schiller-Universität Jena, Uschi Lenk, 05.01. 2007
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