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PROFIL/072: Grimms Märchentante (welt der frau)


welt der frau 12/2008 - Die österreichische Frauenzeitschrift

Grimms Märchentante
Ihr Name ist ein Auftrag:
Inge Maria Grimm erzählt wie ihre Vorfahren seit mehr als 60 Jahren Märchen

Von Eleonore Bayer


Millionen ÖsterreicherInnen begleitete Inge Maria Grimm ins Träumeland. Denn sie erfand 1955 eine der beliebtesten Kindersendungen des Österreichischen Rundfunks: "Das Traummännlein kommt". Jeden Abend ertönte pünktlich um 19:04 Uhr nach den Nachrichten die Kennmelodie, das bekannte Wiegenlied "Guten Abend, gute Nacht". Dann saßen täglich Hunderttausende Kinder in ganz Österreich vor dem Radio und lauschten den fünf Minuten dauernden Kurzgeschichten. Anfangs verfasste die ausgebildete Schauspielerin selbst die Gute-Nacht-Geschichten, erfand dazu den Zaubermeister Knisterbein, die Hexe Lillebo und Trinchen Troll. Dann gestaltete ein AutorInnenteam mehr als 40 Jahre lang diese Sendereihe.


Nachfahrin der Gebrüder Grimm

Die Beziehung zu Märchen wurde ihr in die Wiege gelegt, denn Inge Maria Grimm ist tatsächlich mit den Gebrüdern Jacob und Wilhelm Grimm, den berühmten deutschen Märchensammlern, entfernt verwandt. Die Märchensammlung ihrer Vorfahren begleitete sie durchs ganze Leben. Sie recherchierte, wie es dazu kam, wollte mehr über das berühmte Brüderpaar wissen. Daraus entstand das jetzt veröffentlichte Buch "Es war einmal ... Die Brüder Grimm und ihre Märchenerzählungen".

Inge Maria Grimm erinnert sich gerne an ihre Kindheit und Jugend in Prag, an unbeschwerte Ferientage auf dem Land, wo ihre Fantasie und ihre Liebe für Elfen und Kobolde geweckt wurden. Ihre Kindheitserlebnisse sind ihr bis heute Quelle für zahlreiche selbst verfasste Märchen. Waren es früher zum Beispiel für die Kleinen "Geschichten vom Koboldsee", die in zehn Bänden und auch in russischer Sprache erschienen, so schreibt sie heute für Erwachsene: "Herr Wodak und die Träume", eine Geschichte von der Kampa, der Prager Halbinsel, in der Wassermänner und Nixen aus der Moldau eine wichtige Rolle spielen.

1945 flüchtete die Pragerin zu ihrer Großmutter nach Krems und fand bei ihrer Suche nach Arbeit beim Radio in Wien einen Job als Sprecherin. Bald wurde sie auch als Autorin von Kurzgeschichten und Hörspielen beachtet. Rund 200 Hörspiele und 1.800 Manuskripte entstanden.


Ordnung im Kopf schaffen

Bis heute entstehen ihre Werke nicht als Konzept auf dem Papier, sondern als vielfältige Ideen im Kopf: "Gedankenkeime" - wie sie sagt -, die sie tagelang überdenkt, ordnet, verknüpft, ehe aus diesem "Gedankenkarussell" handschriftliche Notizen entstehen. Dann wird der Text in die Schreibmaschine geklopft, dabei immer überarbeitet, vor allem aber laut vorgelesen. Deshalb sind Inge Maria Grimms Geschichten nicht nur leicht lesbar, sondern auch als Hörbücher, die sie nun selbst im Studio gestaltet, ein großer Erfolg.


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Quelle:
welt der frau - Die österreichische Frauenzeitschrift,
Ausgabe 12/2008, Seite 21
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und der Autorin
Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung Österreichs
Redaktion: Welt der Frau Verlags GmbH
4020 Linz, Lustenauerstraße 21, Österreich
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Die "welt der frau" erscheint monatlich.
Jahresabonnement: 29,- Euro (inkl. Mwst.)
Auslandsabonnement: 41,- Euro
Kurzabo für NeueinsteigerInnen: 6 Ausgaben 8,70 Euro
Einzelpreis: 2,42 Euro


veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2008