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FRAGEN/005: Weiterbildungsbotschafter Ralf Isau - Bildung verpflichtet (Haus der Technik)


Haus der Technik e.V. - April 2013

Bildung verpflichtet - Interview mit einem Phantasten

Der Schriftsteller Ralf Isau ist neuer Botschafter für den Deutschen Weiterbildungspreis. Sein Credo: Eigentum verpflichtet. Bildung ist geistiges Eigentum. Also sind Bildung und soziales Engagement untrennbar miteinander verbunden. Über die individuellen und gesellschaftlichen Aspekte lebenslanger Bildung spricht der Bestsellerautor im Interview, das vom Haus der Technik geführt wurde.


Foto: &copy 2013 by Haus der Technik e.V.

Ralf Isau bei der Ernennung zum Bildungbotschafter im Februar 2013 im Essener Haus der Technik
Foto: &copy 2013 by Haus der Technik e.V.

Frage: Herr Isau, am 28. Februar hat das Haus der Technik in Essen den Deutschen Weiterbildungspreis 2012 verliehen. Im Rahmen des Festakts erhielten Sie Ihre Ernennungsurkunde zum Bildungsbotschafter für das Bundesland Baden-Württemberg. Was hat es mit dem BildungsBotschafter-Programm genau auf sich?

Ralf Isau: Das Haus der Technik ernennt Weiterbildungsbotschafter für je ein Jahr. Sie sollen die Bedeutung des Themas Weiterbildung in die breite Öffentlichkeit tragen. Für jedes Bundesland wird ein Botschafter ernannt. Ich bin nun für das Land Baden-Württemberg aktiv, für Thüringen ist es Gräfin Kristin von Faber Castell.

Die Weiterbildungsbotschafter werden vom Haus der Technik und den Mitgliedern der Jury des Weiterbildungspreises berufen. Offiziell bekannt gegeben wurde meine Ernennung bei der Preisverleihung des Deutschen Weiterbildungspreises 2012.


Frage: Wie kommt es, dass die Wahl gerade auf Sie gefallen ist?

Ralf Isau: Nach Ansicht der Initiatoren des Preises eigne ich mich deswegen, weil ich ein ganz gutes Beispiel für den hohen Stellenwert gebe, den Bildung für die Lebensgestaltung jedes Einzelnen hat. Meine Bücher basieren auf Wissen - und als Schriftsteller muss ich mich immer wieder mit neuen Themen intensiv auseinandersetzen. Nicht zuletzt dürfen meine Romane auch als Aufforderung an die Leser verstanden werden, sich auf Unbekanntes einzulassen und sich damit zu beschäftigen.

Auch beim Prinzip des lebenslangen Lernens geht es darum: Hier eignet man sich immer wieder neues Wissen an, um damit die berufliche Laufbahn besser gestalten zu können - und letzten Endes auch das gesamte Leben. Als Schriftsteller stehe ich schon ein Stück weit in der Öffentlichkeit und kann durch mein Engagement ein stärkeres Bewusstsein für den Stellenwert von Bildung schaffen und stärken und in der Position als DWP BildungsBotschafter gleichzeitig Vorbild und Impulsgeber sein.


Frage: Welchen Stellenwert hat Bildung für Sie persönlich und welche Rolle hat sie in ihrem Leben gespielt?

Ralf Isau: Für mich gehört Bildung und Weiterbildung seit jeher zum Leben dazu, wie man an meiner beruflichen Laufbahn sieht. Ich bin als Informatiker ins Berufsleben gestartet. Ende der 1980er-Jahre folgte dann der Schritt zum Publizisten und Romancier. Für jedes meiner fast 40 Bücher musste ich dazulernen - und ich tue es bis heute mit Vergnügen. Im letzten Jahr habe ich Phantagon gegründet, eine Agentur für Werbetext und Sprachkultur. Ohne ständige Weiterbildung wäre diese Entwicklung schlichtweg nicht möglich gewesen.

Dadurch, dass ich ständig im Austausch mit Experten aus den verschiedensten Bereichen stehe, eröffnen sich mir auch immer wieder neue Perspektiven und Chancen. Wie Sie sehen, liegt es mir sehr am Herzen, das Thema Lernen und Weiterbildung stärker in die allgemeine Wahrnehmung zu rücken. Das sage ich insbesondere mit Blick auf junge Menschen. Gerade ihnen möchte ich vermitteln: Bildung kann Spaß machen! Aber: Bildung sollte darüber hinaus vor allem auch als Selbstzweck betrachtet und nicht allein auf ein Mittel zum Gelderwerb reduziert werden.


Frage: Können Sie genauer erklären, inwiefern Bildung stärker dem Gemeinwohl dienen sollte und könnte?

Ralf Isau: Wenn wir etwa unser Schulsystem betrachten, muss man feststellen, dass Schulen vor allem die fachliche Kompetenz fördern. Mindestens ebenso wichtig sind meiner Meinung nach aber emotionale und soziale Fähigkeiten. Werden diese bei der Ausbildung außen vor gelassen, bilden wir zwar hoch bezahlte Spezialisten aus, denen aber die angesprochenen Fähigkeiten in ihrer Entscheidungskompetenz fehlen. Wäre es nicht sinnvoller, wenn wir bei der Vergabe von Studienplätzen nicht nur den Numerus clausus als Messlatte nähmen, sondern beispielsweise auch auf gemeinnütziges Engagement der Bewerber als Zeichen ihrer sozialen Kompetenz achteten? Die Abi-Note mit einem sozialen Jahr verbessern - wäre das nicht eine bedenkenswerte Option?


Frage: Wo sehen sie konkrete Möglichkeiten, um in Ihrer Rolle als Bildungsbotschafter dem Thema Bildung und lebenslanges Lernen eine stärkeres Gewicht zu verleihen?

Ralf Isau: Für mich ist die Ernennung zum BildungsBotschafter des DWP Verpflichtung und Bestätigung zugleich. Meine Aufgaben sehe ich darin, die Öffentlichkeit noch stärker zu sensibilisieren - für das gesamte Thema, aber natürlich auch für den Deutschen Weiterbildungspreis. Als Botschafter werde ich bei meinen öffentlichen Auftritten und Lesungen auf die Idee und die Ziele des Deutschen Weiterbildungspreises hinweisen. Ich möchte dafür werben, Weiterbildung als feste Größe in das Leben einzuflechten, gewissermaßen als Faden, der von der Kindheit bis ins hohe Alter reicht.

Hierfür werde ich zum Beispiel meine Besuche an Schulen und anderen Bildungseinrichtungen nutzen. Mit der Beteiligung an verschiedenen Projekten, die sich mit der Vermittlung von Wissenschaft durch Literatur beschäftigen, will ich zeigen, dass lebenslanges Lernen Freude macht. Ganz besonders freue ich mich in diesem Zusammenhang auf meinen Südkorea-Besuch im Mai. Dort soll ich an der National Universtity of Changwon einen Vortrag halten. Diese Gelegenheit werde ich sicher nutzen, um auch dort auf die Idee des Deutschen Weiterbildungspreises aufmerksam zu machen.


Frage: Was hat Sie besonders an den Konzepten der Finalisten des Deutschen Weiterbildungspreises 2012 beeindruckt?

Ralf Isau: An den Konzepten, die für den Deutschen Weiterbildungspreis 2012 eingereicht worden sind, hat mir besonders eines gefallen: Der soziale Aspekt stand deutlich stärker im Fokus als in den Jahren davor. Ich halte das für wichtig. Die Gesellschaft muss sich frühzeitig auf die Herausforderungen einstellen, die der demografische Wandel mit sich bringt. Wir sollten also bereits heute schauen, wie wir das Morgen verbessern können. Nicht zuletzt vor diesem Hintergrund bin ich jetzt schon auf die Konzepte gespannt, die für den Deutschen Weiterbildungspreis 2013 eingereicht werden. Mal sehen, was wir daraus lernen können.


Frage: Ab wann kann man sich denn für die nächste Ausschreibungsrunde des Deutschen Weiterbildungspreises bewerben? Was muss man beachten und welche Vorteile bringt eine Nominierung oder gar ein Gewinn mit sich?

Ralf Isau: Bewerbungen für den Deutschen Weiterbildungspreis werden ab dem ersten April 2013 vom Haus der Technik entgegengenommen. Die Einreichungsfrist endet am 11. Oktober 2013. Teilnahmeberechtigt sind alle natürlichen Personen, die ein Projekt, Konzept oder eine wissenschaftliche Arbeit entwickelt haben, die im Bereich Weiterbildung zu verorten ist. Dem Gewinner winkt dabei nicht nur ein Preisgeld von 10.000 Euro, sondern die prämierte Arbeit wird im Rahmen einer Dokumentation auch einer breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Darüber hinaus wird noch ein Sonderpreis für Klein- und Mittelständische Unternehmen vergeben, der mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro dotiert ist. Ich wünsche allen Bewerbern viel Erfolg und freue mich auf innovative Konzepte.


Weitere Informationen:
www.deutscher-weiterbildungspreis.de

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Quelle:
Haus der Technik e.V.
Hollestr. 1, 45127 Essen
Telefon: + 49 (0) 201/18 03-1 (Zentrale)
Fax: + 49 (0) 201/18 03-269 (Zentrale)
E-Mail: hdt@hdt-essen.de
Internet: www.hdt-essen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. April 2013