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STECKBRIEF/033: Barbarella - Der erste erfolgreiche Erwachsenen-Comic (SB)


Barbarella

Der erste erfolgreiche Erwachsenen-Comic


"Barbarella" entstand Anfang der 60er Jahre aufgrund einer glücklichen Fügung: Der Herausgeber des französischen Magazins "V", George Gallet, wollte eine Comic-Serie mit einer weiblichen Heldin herausbringen und erteilte dem Zeichner Jean-Claude Forest bei diesem Unternehmen völlig freie Hand. Dieser ging mit einer gewissen Skepsis ans Werk, wurden doch noch vor nicht allzu langer Zeit Comics massiv zensiert, "alles war verboten", so Forest, was schließlich auch der eigentliche Grund dafür war, daß er hauptsächlich Illustrationen und Buchumschläge machte. Anfangs wollte ihm die Arbeit nicht so recht gelingen, bis Gallet ihm vorschlug, "eine Art weiblichen Tarzan, eine Tarzarella, zu schaffen". Das interessierte Forest zwar nicht besonders, aber immerhin kam er auf dem Umweg über diesen Vorschlag zu seiner Idee der Barbarella, der ersten weiblichen sexuell emanzipierten Heldenfigur im Comic.

Die erste Geschichte mit der freizügigen Astronautin erschien 1962 in "V". Sie umfaßte acht Episoden, in denen Barbarella im Jahr 40.000 durchs All reist. Der von Forest entworfene Science Fiction-Kosmos war sehr stark von Fantasy-Elementen durchsetzt. Barbarella erlebt schier unglaubliche Abenteuer, begegnet Weltraumpiraten, schleimigen Ungeheuern und glibberigen Monstern, blinden Engeln und Sogo, der schwarzen Königin. Bei all dem Getümmel findet die gutgebaute Weltraumheldin zwischendurch jedoch immer die Zeit, sich mit häufig wechselnden Partnern zu verlustieren. Der Forest'sche Kosmos bietet ihr diesbezüglich eine reichhaltige Auswahl.

Nicht zuletzt - sehr wahrscheinlich sogar in erster Linie - wurde die Serie dank ihrer freizügigen Sexualität ein voller Erfolg (schließlich war schon immer der größte Teil der Comic-Leser männlichen Geschlechts). Davon abgesehen war der unkonventionelle Strip aber auch sehr witzig. Als Barbarella beispielsweise einmal in Ermangelung anderer Möglichkeiten auf ihren Roboter Diktor zurückgreift und ihm nach beendeter Dienstleistung "echten Stil" attestiert, antwortet dieser bescheiden: "Oh! Madame sind zu nett. Ich kenne meine Schwächen ... Es liegt etwas Mechanisches in meinen Bewegungen!"

"Barbarella" wurde zum Symbol für die zunehmende sexuelle Freiheit in den 60ern. Nachdem der Strip 1964 in Buchform veröffentlicht wurde, schlugen noch im selben Jahr die Sittenwächter zu und indizierten den Comic, was im Gegenzug dessen Popularität ungemein erhöhte. 1966 erschien "Barbarella" in vielen Ländern der Welt. Heute gilt das Album nicht nur als der erste erfolgreiche Erwachsenen-Comic, sondern auch als Vorzeige-Beispiel für einen gelungenen Autoren-Comic. Ein Kinofilm mit Jane Fonda als Barbarella machte den Comic noch populärer. Beide gelten bis heute unter Fans als absoluter Kult.

29. August 2008