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FESTIVAL/208: Fumetto 2011 - Werkschau Beni Bischof (Fumetto)


Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern, Medienmappe 2011

Beni Bischof (St. Gallen)

Ausstellung in der Unterführung Bahnhof Luzern


Beni Bischof, geboren 1976 in Widnau, ist ein klassischer Zeichner. Nicht in dem Sinne, dass er ausschliesslich zeichnen würde. Dieser Eindruck ist schnell entkräftet, man braucht sich nur die Vielfalt seiner Arbeiten anzusehen. Es wechseln sich Zeichnungen, Gemälde, Fotografien, Collagen und Skulpturen in wilder Mischung ab. Er arbeitet an dem "was gerade kribble", wie er selbst sagt. Die Konstante in seinem Werk ist aber der Gestus des Zeichnens, diese dem Medium typische direkte, unmittelbare künstlerische Umsetzung von Themen und Gedanken.

Ohne zu korrigieren zeichnet und malt er seine Werke, manipuliert und collagiert er Bilder oder schafft Skulpturen aus einem Guss, meist intuitiv. Hunderte von Zeichnungen entstehen so im Laufe eines Jahres und bilden den Kern seiner künstlerischen Reflexionen. Es ist in den Bildern kein konzeptionelles Muster und keine stilistische Kompostion erkennbar, sondern Spontanität und eine grosse Portion Frechheit. Bischof nutzt das Medium Zeichnung in seiner ursprünglichsten Form: Zum Ausdruck und zum Festhalten von Gedanken. Er braucht dafür typischerweise weder technisches Rüstzeug zu demonstrieren noch verwendet er Materialien von hoher Qualität. Sein Strich alleine genügt, um seine Inhalte in Szene zu setzen.

Bischof hat in seiner noch jungen Karriere bereits ein dezidiertes Werk geschaffen in dem die Absurdität der menschlichen Existenz allgegenwärtig ist. Er zeichnet eine Gesellschaft, die zur Groteske verkommen und nur noch in ihrer Lächerlichkeit ertragbar ist. Dabei schaffen es seine Werke spielend in ihrer rohen und direkten Kraft dem Schrecken mit Witz zu begegnen. Bischofs Haltung ist radikal, subversiv und zeugt von einer Menge Wut im Bauch. Die Zeichnungen sind dabei wild und unordentlich aufgebaut, aber präzis in ihrer Aussage. Oft sind es Banalitäten und scheinbar unwichtige Begebenheiten, die er sichtbar werden lässt, Dinge, die wir schon längst ohne zu hinterfragen in unserem Leben akzeptiert haben. Beni Bischof ist eine Art Verdauungsmaschine. Er sättigt sich am Leben unserer Leistungsgesellschaft und zeigt in seinen Arbeiten den riesigen Haufen Mist, den wir hinterlassen und zu ignorieren versuchen.

Auch wenn Bischof nicht zielgerichtet nach sozialkritischen oder politischen Themen sucht und diese systematisch thematisiert, so gären diese Interessen ständig in ihm und er nimmt sie unablässig in seinen Arbeiten auf. Diese Art der intuitiven Fokussierung wird bei Betrachtung des Gesamtwerkes in unzähligen Facetten offenbar und setzt sich wie ein Puzzle zu einem Gesamtbild zusammen.

Die beeindruckende Vielfalt an Techniken und Stilmitteln ist dabei der Fülle an Inspirationen geschuldet, für die er das passende Ausdrucksmittel sucht und verwendet. Die ungewöhnliche Dichte und Stringenz seiner Inhalte werden durch die Umsetzung in unterschiedlichen Medien und Techniken potenziert und bilden die Absurdität und Unkontrollierbarkeit des menschlichen Lebens in genialer Art und Weise ab. Bischof bedarf keines intellektuellen Fingerzeigs und keiner Belehrung, um uns mit der Wucht eines Schlages in die Magengrube den Spiegel vorzuhalten.

So präsentiert sich auch die Ausstellung am Fumetto. Wir tauchen ein in die Welt von Beni Bischof, schauen in sein Wohnzimmer, fragen uns, ob das nun wirklich alles Kunst sei, lachen uns zu Tode, werden überfordert durch die Menge der Arbeiten, müssen schlechten Geschmack und Nonsens aushalten, werden mit Poesie und Witz überrascht und merken immer klarer, dass wir längst selbst Teil von Beni Bischofs Welt sind.


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Biografie

Beni Bischof, geboren 1976 in Widnau, studierte an der Hochschule für Gestaltung in Zürich und ist momentan einer der aktivsten, umtriebigsten und produktivsten Künstler der jüngeren Generation in St. Gallen. Der Schweizer wurde in jüngster Vergangenheit mit Preisen und Ausstellungen gewürdigt. Fumetto zeigt sein zeichnerisches Schaffen, seine Gemälde und Installationen.


Bibliografie (Auswahl)

LaserMagazine (Eigenverlag, 2005)
Sonntagsfreuden (Eigenverlag, 2008)
Shelters & Flowers (Nieves Books, 2008)


Event am Festival

Buchvernissage am Sa. 16. April, 16.00 Uhr
Unterführung Hauptbahnhof Luzern


Ausstellungspatronat

Festivalpartner auviso - audio visual solutions ag
www.auviso.ch


Link

Website des Künstlers:
www.benibischof.ch


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Quelle:
Medienmappe 2011
Herausgeber:
Fumetto - Internationales Comix-Festival Luzern
Rössligasse 12, Postfach 5163, CH-6000 Luzern 5
Telefon: +41 41 412 11 22
Telefax: +41 41 412 11 23
Internet: http://www.fumetto.ch
E-Mail: comix@fumetto.ch


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. März 2011